Die Menschen treffen sich wieder
Stefan Freise, Januar 2011
Ich behaupte immer wieder: Das Soziale Web stellt die Welt auf den Kopf. Und dann lege ich nach: Das Soziale Web ist wesentlicher Bestandteil der nächsten großen, weltweiten (menschlichen) Entwicklung auf unserem Planeten. So wie Strom, Eisenbahn oder Computer es waren.
Kritiker behaupten, dass wir modernen Menschen, die Facebook, Twitter und Co. nutzen, vor dem Bildschirm vereinsamen. Aber würden es die Kinos, Kneipen, Theater, die Restaurants, Stadien und Discos nicht merken, wenn die 14,4% der Deutschen, die bei Facebook registriert sind, plötzlich wegblieben. Oder bleiben vielleicht sogar die gesamten 61% der Deutschen zu Hause, die heute bereits in irgendwelchen Sozialen Netzwerken registriert sind.
Zwischenruf: Diesen Beitrag habe ich für den aktuellen Expertenbrief (2011, Ausgabe 4) des Team Liscia schreiben dürfen, der regelmäßig im Print erscheint und per Mail an g.liscia@teamliscia.de kostenlos abonniert werden kann. Die Veröffentlichung auf smowl.de erfolgt natürlich mit freundlicher Genehmigung des Team Liscia.
Liebe Kritiker, Fortschritt macht immer auch Angst. Aber diese Angst hält den Fortschritt nicht auf. Das Soziale Netz ist ein großer Segen mit vielen Chancen, und wenn wir die Schattenseiten im Blick behalten, wird es ein weiteres Mal gut ausgehen. So wie mit Strom, Eisenbahn usw.
Prinzip Nächstenliebe
Ein vernetztes System ist immer dann am effektivsten, wenn jede einzelne Zelle für sich selbst sorgt, aber gleichzeitig mit vielen anderen Zellen in engen Beziehungen steht. Das gilt für das Gehirn, für Computernetzwerke, für Bienenstöcke, für die Wirtschaft, für Familien und die Weltgemeinschaft. Ein gesunder Egoismus des Einzelnen, der mit möglichst vielen anderen ehrlich interagiert ist die beste Voraussetzung für eine gesunde Gesellschaft.
Und auch für ein Unternehmen.
Ein Unternehmen, dass Mitarbeiter mit individuellen Stärken und Fähigkeiten beschäftigt und diese auch zulässt, fördert und fordert sowie die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander mehr als unterstützt, hat die besten Voraussetzungen für Motivation, Produktivität und Erfolg. Aber auch Loyalität und langfristige Bindungen sind die Folge.
Durch die explosionsartig zunehmende Vernetzung der Menschen untereinander …
Facebook wuchs in 2010 über 120%. Anfang Dezember hatte Facebook in Deutschland 13,5 Mio. User. Einen Monat später waren es 14,5 Mio. Durchschnittsalter: 40 Jahre.
… sind natürlich auch die Mitarbeiter eines Unternehmens heute mit vielen anderen „da draußen“ direkt vernetzt und die Bedeutung eines jeden Mitarbeiters als Botschafter seines Arbeitgebers ist größer denn je. Mitarbeiter, die sich dann in ihrem Netz weder loyal noch verbunden über ihren Arbeitgeben äußern, demontieren die Reputation, den Ruf eines Unternehmens.
Kein Platz mehr für Schlitzohren, Egomanen und Konsorten
Aber, geschätzte Unternehmer und Unternehmerinnen: Loyalität bekommt man nicht geschenkt. Viel mehr bekommt man sie zurück, wenn man sie selber schenkt. Man ist eben nur dann ein geschätzter, attraktiver und fairer Arbeitgeber, wenn man ein geschätzter, attraktiver und fairer Arbeitgeber ist.
Und das selbe gilt ebenso für die Rolle als Kunde, als Lieferant, als Mitglied der Wirtschaft und als Mitglied der Gesellschaft.
Das Netz der Netze, die global vernetzte Weltgemeinschaft ist vor allen Dingen eines: Werte orientiert. Die Lust auf ein ungetrübtes Miteinander, in dem Nörgler und Schlitzohren, Lästermäuler und Egomanen keinen Platz mehr finden, die reine Freude der Verbundenheit mit anderen teilen allein auf Facebook heute bereits 600 Mio. Menschen. Zu Vergleich: In Deutschland leben 82 Mio. Menschen, in den USA 310 Mio.
Ohne Frage müssen wir für diese Herausforderung eine (neue) soziale Kompetenz erlernen, die in den Jahren der totalen Individualisierung mitunter gelitten hat. Aber glauben sie mir und den Millionen Legionen: Es lohnt sich. Für alle.
Stefan Freise
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