Anlässlich der Blogparade zum Thema „Azubi 2014: Lohnt sich die Ausbildung noch?“ stellen sich natürlich, sowohl bei den Bewerbern, als auch den Ausbildungsbetrieben ganz unterschiedliche Aspekte und Sichtweisen zur Diskussion. Natürlich nimmt jede Familie mit Kindern wahr, wie hart zum teil der Auswahl-Prozess und die Einstellungsvoraussetzungen um die wenigen begehrten Stellen für ein Duales Studium sind. So erkennen Schüler erst viel zu spät, dass sie eigentlich Leistungskurs Mathematik und Physik hätten wählen müssen, dann mindestens einen Einser-Notenschnitt, sowie eine hervorragende Eignungsprüfung hätten hinlegen müssen. Bei sehr nachgefragten Technologie-Firmen mit hohen persönlichen und unternehmerischen Wachstumsraten können teilweise 1.000 Bewerbungen auf 5 freie Lehr- und Ausbildungsstellen. Hier wirkt ein exzellentes Employer Branding weit über die Region hinaus und manch ein Bewerber tut gut daran, sich mehr als 12 Monate vor seinem Schulabschluss zu bewerben.
Was gilt es jedoch grundsätzlich für Ausbildungsberufe in der Industrie und dort in Produktion und Verwaltung zu beachten?
Welches Anforderungen haben die nachgefragten Unternehmen?
Ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur im öffentlichen Dienst möglich?
VATERFIGUR
Egal, ob mit Mittlerer Reife oder Turbo Abi: Azubis sind mitten in der Pubertät und Minderjährig. Das bringt neben der fachlichen auch die Besonderheit der menschlichen Eignung des Ausbilders und der Social Media erfahrenen Personal-Abteilung. Nicht nur, weil die Quote an Ausbildungs-Abbrechern noch immer viel zu hoch ist, sondern auch weil eine Beziehungsperson/Vaterfigur unbedingt wichtig ist.
Fallbeispiel: Im Buch über die Erziehung von Jungen wird eine Familie geschildert, die auf einem Berg wohnt, die Winter hart sind und der Sohn sich ein Moped wünscht. Die Eltern haben sich „den Mund fusselig geredet“ dem Sohn das Moped auszureden – ohne Erfolg. Seinem Ausbilder erzählt der Junge von seinem motorisierten Wunsch. Daraufhin verwickelt dieser seinen Azubi in eine Vorteil-/Nachteil- und Gefährlichkeits-Diskussion, die dazu führt, dass der Junge seinen Eltern erzählt, er findet nun ein Moped uncool. Die Eltern hätten den Ausbilder „küssen“ können!
Die Minderjährigkeit führt bei religiösen Gruppen zu besonderen Anforderungen im Jugendschutz bspw. in der Web-Nutzung. Oder eben auch in der Menü-Auswahl der Kantine.
Wenn zusätzlich ein Migrations-Hintergrund gegeben ist, muss der Ausbilder selbst „durch die Hölle gegangen sein“, um akzeptiert zu werden. Erneut: Ausbilder zu sein ist ein gutes Stück Berufung.
Ob, die Ausbildungszeit als attraktiv angesehen wird, hängt meistens von der Wertigkeit der übertragenen Aufgaben ab. Genauso, wie die Aussenwirkung, sollte das Mail-Profil auf „PPS_Azubi“ oder den Klarnamen Nadine Wolf lauten? Am besten ist es, gleich von Anfang an sich Zeit für „seine Azubis zu nehmen“ und nicht nur zum Kaffee-Kochen oder Broschüren heften als Tagesaufgaben, mit Perspektive lebenslänglich, zu haben. Merke: ein Azubi kennt seinesgleichen und nachfolgende Schüler-Generationen und sollte freudig-positiv vom Ausbildungsbetrieb sprechen. Wir überlegen durchaus, Azubis im Lernstatus als solche hervorzuheben: durch Riten oder Kleidung. So gibt es besonders im Fertigungsbereich noch Welpenschutz in sonst rauen Klima.
GENERATION GOLF TRIFFT Y
Damals: als man nämlich noch mit H schrieb, vor der Rechtschreibreform . So ähnlich muss es heutigen Azubis vorkommen, wenn über Werte und (Unternehmens-)Kultur des Zusammenlebens gelehrt wird. Auf der anderen Seite wird gern in Rahmenbedingungen als Leitlinien gearbeitet. Dieser Stall-Geruch bringt Sicherheit, genauso wie später „Alters-Starrsinn“ Change Management ausbremst.
Wo und wie finden sich jetzt die Revoluzzer, die jedes Unternehmen braucht, um die nächste Stufe des Benchmarks zu erklimmen?!
Dazu gehört auch in der Gruppe gemeinsames zu erleben. Etwa den Ausflug zu weiteren Unternehmens-Standorten, wie die Teilnahme an Qualitäts-Preise, Simulations-Spielen oder eben auch die Vorbereitung der Schule-Wirtschafts-Kooperationsbesuche…. Lebenshilfe ist auch aktive Weiterbildung und Unterstützung in Lehrmedien, sowie die halbjährlichen Fördergespräche. Macht aus Sicht der durchlaufenden Abteilungen und differenten Ansprechpartner auf jeden Fall Mühe, die sich erst verspätetet zum Unternehmens-Vorteil auszahlt. Daher setzen wir auf Patenschaften je Azubi.
Der Ausspruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ ist genauso in die Jahre gekommen, wie das Vorurteil: Bock-betonte Einzelkinder ohne Eigen-Motivation.
Sicherlich nimmt man seine eigene, verklärte Jugend als Massstab, obwohl eigentlich erst heute mit Gender- und Technologie-Potenzial „die Welt offensteht“. Und hier liegt der Charme des Mittelstandes verborgen, da die Entfaltungsmöglichkieten ungleich grösser sind als in bürokratischen Strukturen von Dickschiffen. Von aussen betrachtet, nehmen Azubis dies jedoch umgekehrt wahr. Es ist eine Tragik, dass der Mittelstand häufig „nur zweite Wahl Noten-Kandidaten“ bekommt.
Stichwort Arbeitgeber-Marke und Fachkräftemangel: ich stelle mir häufig die Frage, was bei Kundenmangel und schlechter Presse UMGEHEND an Mitteln und Energie freigesetzt wird. Hier zeigt sich Respekt an Menschen und nicht nur am Markt. Selbstkritisch sei angemerkt, dass Westaflex noch Verbesserungs-Potenzial hat – allerdings auch atemberaubend lernfähig ist…. Leistungs-Orientierung ist immer noch der beste Dank für eine optimierte Ausbildung.
ROLLENBILDER
Wenn sich vieles in Wahrnehmung und Erwartungshaltung ändert, so auch die Erkenntnis: Unternehmen bewerben sich bei Azubis, nicht umgekehrt!
Wie sich n diesem Zusammenhang, die doch hohe no-show-rate in Vorstellungsgesprächen erklären lässt, ist möglicherweise Lampenfieber und nicht Arroganz.
Vielleicht ist es aber auch noch immer die Annahme, dass im Verwaltungsbereich die Arbeitsdichte kleiner, der Bürotrakt wärmer und die Aufstiegschancen grösser sind. Dieses Bild verkennt die enormen Maschinen-Investitionswerte und Kompetenz mit integrierten Industrie4.0-Anlagen. Fachleute und deren Bedarf ist im Fertigungsbereich ungleich höher, als in der Verwaltung! Es ziehen grafische und mobile Assistenten ein, Vernetzung setzt ein tiefes Prozessverständnis voraus. Jugend-forscht-Spirit auf dem Hallenboden ist wichtiger denn je!
Zeitweise gewinnt man den Eindruck, dass Aufgaben im Fertigungsbereich nur in Vollzeit und von kräftigen Männern zu erfüllen ist. Ein weiteres Vorurteil, dass es zu drehen gilt. Die Arbeitsfreude ist dadurch auf jeden Fall höher.
Verbleibt noch die Sache mit dem Angestellten- und/oder AT-Status im sozialen Ansehen von Funktion und Person. Hier retten Konzepte, wie era tradierte Bilder und Szenarien. Klassische Aufstiegschancen gibt es auch in Projekt- und Teamgruppen ohne typische Organigramm-Treppenstufen. Genauso, wie es kein Abstieg sein sollte, zum Ende eines Arbeitslebens Position und Aufgaben in Teilzeit abzugeben, um Platz zum Erwachsen werden für die Generation Y und folgend zu bieten.
Es gibt Ausbildungsbetriebe, die die Ausbildungs-Eignung der jungen Generation abspricht. Frei nach dem Motto: „wir müssen das aufarbeiten, was Schule und Elternhaus versäumt haben.“ Das ist eine ähnliche Feststellung, wie die Schnelligkeit eine SMS zu schreiben nicht mit der Fähigkeit einen Dreisatz zu lösen korreliert: die Wahrheit liegt nie in den Extremen.
Westaflex experimentiert daher bewusst mit neuen Wegen der Vermittlung von Lerninhalten, genauso wie der Konservierung des Wissens „der alten Hasen“. Anpassung bedeutet Wechsel; Visionen bieten Motivation; ein Unternehmen ohne Azubis verödet zusehens. WIR BRAUCHEN EUCH !
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