Im Normandie Urlaub den 70.ten Jahrestag der Befreiung und Ladung der Alliierten zum Anlass nehmend, werden Deutsche als Verursacher und Kanadier, Engländer, sowie Amerikaner mit Sondervorteilen allseits begrüsst. Man versucht die Erinnerung und Schuldgefühle, selbst nach Generationen aufrecht zu erhalten. Wird damit Aussöhnung, Reparation und EU-Demokratisierung Rechnung getragen oder Film-Feindbildern Vorschub geleistet?
Die Antwort fällt so facettenreich aus, wie die wenigen La Grande Guerre Zeitzeugnisse. Ähnlich der Berliner Mauer existieren nur noch vereinzelte Küstenbunker, dafür umso mehr glorifizierte Heldentaten-Gedenktafeln von US-Rangern in einem Krieg der über 600.000 Tote forderte. WO liegt die Glaubwürdigkeit: in der Darstellung frenetisch gefeierter Befreier oder der armseligen Befehlsempfänger deutscher Besatzer. Oder ist per Definition JEDER Krieg verlogen und die wahren Leidtragenden die Bevölkerung?!
Es ist sicherlich leichter gesagt, als umgesetzt sich dem Widerstand anzuschliessen oder als Verweigerer erschossen zu werden. Da besteht ja zumindest ein Funken Hoffnung zu den Profiteuren gehören zu dürfen oder nur gering verwundet aus dem Schlamassel Krieg und Gefangenschaft zurück zu kehren. Wie viele Krieger und Trümmerfrauen hätten einen Psychiaterbesuch nötig gehabt. Genauso, wie jene sadistischen Charaktere Ihre Traumkarriere als Aufseher gefunden haben (auf beiden Seiten…).
Ergo: lieber für Stellvertreter und Technologie als Weltpolizei zahlen, als nationale Einheiten entsenden. Bestätigt als politische Haltung Schröders und dem Gerichtsverfahren nach Tanklaster-Beschuss in Kunduz? Auch hier: gibt es überhaupt eine Wahrheit in solchen Fällen, wenn relevante Unterlagen erst nach 30 Jahren Historikern zur Verfügung gestellt werden? Oder greift hier, wie im Iran und Türkei die schonungslose Offenheit des Internet? Oder verhindert allein schon, die Eigenstaaten überliegende EU, derartige Auseinandersetzungen in alle Zukunft? Oder sind Gier, Neid, Demagogie so starke Kräfte, die ein Lernen ausschließen? Fragen ohne einzigartige Antworten!
Die zahlreichen Bus-Ladungen an Besuchern, sowie Führer an den historischen Stätten tragen die besondere Verantwortung Darstellung und Perspektive zugleich „an den Mann/die Frau“ zu bringen. Und gleichzeitig die Verherrlichung in Form „was wäre wenn“ und jegliche ideologische Nachahmer und Trittbrettfahrer zu unterbinden. Keine leichte Aufgabe an eine Generation Y, die sich gar nicht mehr für ihre Grossväter schuldig fühlt. Schuldgefühle allein jedoch verhindern (deutsche) Allmachts-Gefühle in Zukunft!
Die Frage nach Schuldverjährung und Erfahrungs-Nachhaltigkeit von Ereignissen lässt die Kolonial- und Atommacht Frankreich mit Erfahrungen einer Revolution und Napoleon als Kaiser offen. Es erscheinen historische Orte wie Versailles unbefleckt durch Aktionen von Fremdenlegionären in aller Welt. Genauso wie Deutschland, nie zu den P5 im UN Sicherheitsrat, noch jemals gleiche Rechte, wie den Alliierten bspw. im NSA-Fall zugestanden werden (werden); siehe G10 Gesetze. Eine zeitlich unbegrenzte Sühne ist für alle Nachbarstaaten eventuell praktisch.
Es ist die individuelle Wahrnehmung und ein Anflug von Nationalstolz, wenn im Urlaub ein Niederländer zum Gewinn der WM gratuliert?! Also endlich Normalität im Umgang mit der gemeinsamen Vergangenheit?
Ich glaube fest daran, dass Schüler-Austausch und gelebte Städte-Partnerschaften das Bild vom „humorlosen, deutsche Stinkstiefel“ beenden werden. Genauso, wie wir im Urlaub unseren Anteil am Deutschland-Bild durch Hotelzimmer-Sorgfalt und Gesprächsaufnahme in Landessprache pflegen können. Dazu passt das zufällige Treffen eines Kriegesveteranen an der Omaha-Beach – Aussprache und aus erster Hand-Erzählungen lernen. Das Land ist viel zu schön und das Leben viel zu kurz, als im Streit zu leben. Bedankt für diese Urlaubs-Erkenntnis!
Wie kaum eine Landschaftsabschnitt ist die Normandie von ihrer Geschichte geprägt. Ich fand das damals sehr bedrückend aber auch sehr interessant