Und es begab sich zu einer Zeit, dass sich Maria und Josef zu einer Volkszählung und der dafür notwendigen Erfassung ihrer personenbezogenen Daten nach Bethlehem aufmachten. Ihr Dorf hatte erst seit kurzem W-LAN bekommen, so dass sie die Sache mit der NSA nicht so ganz mitbekommen hatten. Aber das war ihnen auch egal, denn Maria war hochschwanger und sie freuten sich auf ihr Kind. Josef war sich bis jetzt zwar nicht sicher, wie Maria in diese Umstände gekommen sein könnte. Er hatte heimlich gegoogelt, aber unter den Stichworten „Nacheinander baden – jetzt ist sie schwanger“ nichts Erhellendes gefunden. Er vertraute Maria und wusste, dass sie ihn nie hintergangen hätte. Geld hatten sie keins. Josef war gerade mit seiner Tischlerlehre fertig und der Verkauf seiner selbstgeschnitzten Holzfiguren bei Dawanda lief nur schleppend. Seine Fanpage bei Facebook hatte gerade mal drei Follower, einer war Maria, der andere sein Vater, der darauf bestanden hatte, mit ihm befreundet zu sein und schließlich er selbst. Nicht gerade eine Armada der Viralität. Doch das sollte sich in dieser Nacht noch ändern.
Sie hatten sich per Carsharing App ein Auto gesichert, von Nazareth nach Bethlehem gab es jetzt endlich einen City-Express, und kamen am Abend gegen 21:00 Uhr in Bethlehem an. Maria hatte die ganze Fahrt schon über ein Ziehen im Unterleib geklagt, das schubweise kam und immer länger anhielt. So wollten sie schnell ein Nachtquartier suchen. Sie hofften, in einem der zahlreichen Hostels in Bethlehem Unterschlupf zu finden. Doch die ersten wiesen sie bereits ab, da sie ausgebucht waren. In ihrer Verzweiflung, es war kurz vor Mitternacht, fragten sie in einem Hostel, ob sie im Vorraum Unterschlupf finden dürften. Doch der Betreiber lachte nur höhnisch und verlangte 200,00 € für den Unterschlupf. Schließlich sei es ja geschäftsschädigend, wenn „so ein Asi-Pack“ im Vorraum läge. Doch wenn Josef seit dem Einzug des W-LAN in sein Dorf eines gelernt hatte, dann, sich über Social Media Luft zu verschaffen. Und so prangte kurze Zeit später dieser Kommentar auf der Facebook-Fanpage des Hostelbesitzers: „Voll der Abzockladen. Will 200,00 € für einen Unterschlupf im Vorraum und beschimpft uns als Asi-Pack. Schlimmer geht’s nimmer“. Was Josef da noch nicht ahnte: Der Hostelbesitzer war schon früher durch sein rüdes Verhalten aufgefallen. Und im Handumdrehen löste Josefs Kommentar einen veritablen Shitstorm gegen das Hostel aus, der diesem noch einige Zeit ins Gesicht blasen sollte… Eine harte Lektion für den Hotelier, der sich erst einmal kundig machen musste, gegen welche Bewertungen er sich zu Wehr setzen kann.
Darüber konnten sich Maria und Josef diese Nacht nun wahrlich keine Gedanken mehr machen, denn Marias Unterleibsschmerzen wurden unerträglicher und so schlichen Sie sich in ein Internetcafé. Maria ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Josef postete noch schnell bei Facebook und Twitter: „Nach erfolgloser Hotelsuche nun im Internetcafé. Ob unser Kind heute Nacht kommt?“. Und dann ging es los. Es war nahezu eine Sturzgeburt. Der Besitzer des Internetladens kam herbeigeeilt und schrie: „Jesus Christ!!! Was macht Ihr denn hier??“ Doch Josef herrschte ihn nur an, schleunigst, eine Schere und eine Decke zu holen und kurz darauf lag ein zarter Knabe in seinen Armen. „Dein Name sei Jesus, so wie der Typ Dich hier genannt hat“. Der Cafébesitzer hatte natürlich nichts anderes zu tun als sofort ein Bild zu machen und dieses über seine Social Media Accounts zu verbreiten unter dem Hashtag #WunderVonBethlehem.
Die heiligen 3 Twitter-Könige waren vom Bild des Neugeborenen derart angetan, dass sie es sofort retweeteten und sharten, um sich sogleich auf den Weg nach Bethlehem zu machen. Bilder mit Kindern machen sich in Social Media Foren immer gut. Auch der Blaue Engel retweetete das fleißig, so das schließlich sogar Schäfer Heinrich davon Wind bekam. Und so standen am nächsten Tag die 3 Twitter-Könige Justin Bieber, Lady Gaga und Katy Perry samt Schäfer Heinrich in dem Internetcafé auf der Matte. Lady Gaga hatte jede Menge THC dabei, Justin Bieber hatte dem Kind ein Goldkettchen mitgebracht und Katy Perry hatte eine Packung Myrrhe dabei, auf die sie bei hartnäckigem Husten und Bronchitis schwor.
Gemeinsam schossen Sie nun fleißig Bilder von dem Kind und posteten das wie wild. Maria und Josef wurden erst gar nicht gefragt. So wurde Jesus schon nach einem Tag weltberühmt. Josef hatte inzwischen dazu gelernt und wusste über die Persönlichkeitsrechte von Kindern Bescheid.
Im Namen Jesus verklagte er die 3 Twitter-Könige und deren ungenehmigten Bildverwertungen und gewann. Mit dem so erzielten Schmerzensgeld konnte er gezielt in Marketing investieren und so den Verkauf seiner Schnitzfiguren ankurbeln. Besonders erfolgreich war seine Nachbildung des Szenarios im Internetcafé. Maria, Jesus, er, die 3 Twitter-Könige samt Schäfer Heinrich. Er nannte das „Krippe“, registrierte die Marke und verkaufte fortan seine „Krippenfiguren“***.
Jesus Christus wuchs zu einem stattlichen jungen Mann heran. Seine sozialkritischen Tweets wurden von seinen 12 Followern fleißig geteilt. Tragisch, dass er dereinst an den virtuellen Pranger gestellt werden sollte. Aber das ist wiederum eine eigene Geschichte. Diesen 24.12. würden Maria und Josef jedenfalls nicht mehr so schnell vergessen.
Fortsetzung folgt
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*** Für alle, die es ganz genau nehmen: Natürlich hatte sich Josef im Rahmen der gerichtlichen Auseinandersetzung die Genehmigung für die Nachbildung der Promis als Krippenfiguren gleich mit eingeholt.