Kurzform: Wir wissen – oder erwarten, was dasselbe ist -, dass jedes Produkt, welches wir heute kaufen, schlechter ist als das, was wir morgen kaufen können. Wir leben in einer Welt des Nowcasting und der Minisodes – daher ist es praktisch unmöglich, ohne Twitter auszukommen, denn wir sind stetig ungeduldig. Worauf wir auch immer zeigen, wir bekommen es. Wir wollen unbedingt herausfinden, was die Zukunft für uns bereithält.
Es freut mich, wenn der Titel augenfällig war. Das ist allerdings auch meine Absicht, um nicht bei jedem Gespräch über den Microblogging Dienst – die Geschichte von Adam und Eva – neu zu erzählen.
Es war einmal eine ganz normale US-Familie, die ihre Urlaubsbilder und Gefühlszustände in Echtzeit miteinander austauschen wollte. Noch schneller als Mail oder SMS – in höchstens 140 Zeichen, von jedem Endgerät lesbar. Die Vielstimmigkeit der Nachrichtenstränge, also das Vogel-Gezwitscher ergab später den Namen Twitter. Die einzelnen Beiträge heißen tweets und um bei ihnen den Überblick zu behalten, kann man interessanten Personen folgen und sie in Listen gruppieren, so entsteht das ganz persönliche Nachrichten-Abo.
Schnell wird klar, dass Spontanität mehr zählt als Grammatik, so dass ein Schlagwort, etwa wie Funkspruch Segmente bildet, suchbar ist. Das Hashtag ist geboren, welches heute zur Gliederung nach Veranstaltungen oder TV-Ereignissen dient, bspw. #wm2013 oder #tatort. Mein Tipp für erste eigene Trockenübungen lautet passenderweise HashNote.
Digitaler Buschfunk
Den einzelnen Post-it Nachrichten lassen sich Bilder und Webseiten-Hinweise anfügen, so dass Ereignisse sich multimedial dokumentieren lassen. Grundsätzlich kann jeder von jedem alles lesen. Ausnahme: beide Partner (Sender und Empfänger) folgen einander. In diesem Fall lassen sich Direktnachrichten auf Zuruf und privat austauschen.
Eine prima Sache bspw. zur Kommunikation zwischen Außen- und Innendienst. Schnell mal ein Kundendienst-Bild senden und daraus einen Service-Auftrag ableiten. Der Empfänger wird mit dem @-Zeichen adressiert; mehrere Direkt-Empfänger lassen sich als Alarmkette informieren.
Eine Sonderrolle nimmt der RT-Befehl zur erneuten Weiterleitung der gleichen Nachricht ein. Dieser wird zur Notfall-Info und zur hohen Plazierung in Suchmaschinen-Ergebnissen genutzt. Derartige Twitter-Profile sollte man nach Themen gruppieren, wie Börsentrends und man ist so, weit schneller als aus Zeitungen informiert.
Journalisten nutzen dies, um sofortige Abstimmungsergebnisse der Politiker zu zitieren. Unfair ist es, wenn Tarifparteien sich ungenutzte Twitter-Identitäten zulegen und darunter Meinungen verbreiten. Deshalb bietet Twitter verifizierte Profile, mit einem blauen Check-Haken gekennzeichnet an.
Digitale Kreuzzüge
Nicht nur der Papst, sondern auch Obama erreicht seine Jünger über Twitter. Was nicht bedeutet, dass deren tweets besonders originell, geschweige denn, nur von ihnen persönlich verfasst wurden. Hier ist der Unterhaltungswert größer als der Nachrichteninhalt. Am Beispiel des @RegSprecher (Achtung Schreibweise @Regierungssprecher ist nicht offiziell) fällt auf: er hat mehr Verfolger, als Personen, denen er folgt. Die Erklärung liegt in der Reichweite und in der Diskretion mit den eigenen Gefolgten (in diesem Fall ebenfalls internationale Regierungssprecher). Übrigens dem Amt geschuldet, nicht als Namenskonto SteffenSeibert geführt.
Es gibt durchaus prominente Beispiel aus der Wirtschaft, in denen die Kurz-Kommunikation nicht nur als Einbahnstraße funktioniert (Bill Gates oder Richard Branson – in dessen Fluglinie auch WLan besteht).
Interner Piratenfunk
Wer die Grundlagen im BusinessChat erlernt hat, kann auch eine eigene, geschlossene Benutzergruppe betreiben. Etwa in der Firmendomäne mit dem Microsoft Dienst Yammer oder als individuell aufgesetzter Laconica Server. Die unzähligen API-Schnittstellen ermöglichen die OpenSource Integration ins Wissensmanagement.
Leider sind deutsche Twitter-Pendants so gut wie unbedeutend, einzig ein kanadischer Anbieter hat eine gewisse Bedeutung. Das häufig zum Login nutzbare Twitterprofil in fremden Webseiten geht hiermit nicht.
Als Fazit sollten mindestens Firmen und Gemeinden ihre Marke in Twitter beanspruchen und mit unterlegtem Impressum auftreten. Ein Firmenkonto kann von einer Personengruppe automatisiert oder zeitgesteuert gefüttert und kommentiert ausgelesen werden. Es eignet sich hervorragend zur Trend- und Marktbeoachtung.
Das nächste große Ding von Twitter ist ein 6 Sekunden Kurz-Videodienst, da ein Bild bekanntlich mehr als 1000 Worte sagt. Alternativen zur Twitter-Hoheit heißen keek, glide oder tout und lohnen das Probieren.
Für die eigene Cloud lautet mein Tipp the deadline vom Hamburger Softwarehaus freiheit. Egal, ob als Scrum- oder Enterprise2.0 Werkzeug eingesetzt, dient es als Abstimmungs- und Status-Wiki.