Haben Sie sich bei dem Begriff „Social Media“ eigentlich schon einmal gefragt, warum diese Medien sozial sind?
Zum Verständnis von Social Media zerlegen wir den Begriff in seine zwei Bestandteile Social und Media. Der erste Teil sozial ist allgemein verständlich und überliefert eine positive Konnotation im Sprachgebrauch. Das bedeutet, dass Menschen sprachlich ständig sowohl implizit als auch explizit mit Wertungen arbeiten. Eine positive Konnotation bewirkt, dass mit Umwertungen und Neubeurteilungen gespielt wird und Menschen nach Erkenntnissen und Vorstellungen deuten, um dadurch starre Muster zu öffnen. Somit lässt der erste Teil sozial auch automatisch auf Beschreibungen wie „das Gemeinwohl betreffend“, „verbündet“ und „gemeinsam“ schließen. Der Begriff Medien meint in diesem Sinn materiale, vom Menschen hergestellte Apparate zur Herstellung / Modifizierung, Speicherung, Übertragung oder Verteilung von sprachlichen (und nicht-sprachlichen) Zeichen. Allgemeiner betrachtet, lassen sich Medien auch als Kommunikationskanäle bezeichnen, die bestimmte Zeichensysteme transportieren – Zeichen, die nach Regeln organisiert und auf der Basis von gesellschaftlichen Vereinbarungen interpretiert werden. Dabei wird unter Medien in der Regel der Zusammenhang von bestimmten Kanälen oder Trägersystemen wie z.B. Funkwellen oder Papier und bestimmten Zeichensystemen wie gesprochene Sprache oder Buchstaben verstanden. So lassen sich demnach im traditionellen Sinne das Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften sowie der Hörfunk und das Internet als Medien betrachten.
Fassen wir beide Bestandteile nun wieder zusammen, so lautet die Übersetzung für Social Media „soziale Medien“. Aber warum sozial? „Einige Medien scheinen vielleicht auf den ersten Blick ein wenig sozialer als andere, weil sie zunächst nichts anderes als ausdrücklich verbindende und vermittelnde Funktionen zur Aufgabe haben — Kommunikationsmedien wie das Telefon oder der Brief zum Beispiel, die ganz eindeutig primär auf die Herstellung sozialer Interaktion gerichtet sind. Aber auch Massenmedien wie Zeitungen, Radio oder Fernsehen, die unmittelbare Interaktion zwischen Sendern und Empfängern per definitionem gerade ausschließen, sind zweifellos zutiefst soziale Medien, dienen sie doch der sozialen Integration und Differenzierung ihrer Nutzer in gesellschaftlichen Zusammenhängen — und ermöglichen als Integrationsmedien die Anschlussfähigkeit an gesamtgesellschaftliche Kommunikation ebenso wie sie als Differenzgeneratoren die Bildung unterschiedlicher sozialer Gruppen fördert.” (Stefan Münker 2009). Zunächst erscheinen also alle Medien sozial zu sein. Münker nennt im folgenden Zitat jedoch zwei wesentliche Argumente als Begründung dafür, warum es sinnvoll erscheint, die neuen Medien des Web 2.0 als soziale Medien zu bezeichnen: “Wenn aber alle Medien sozial sind, dann mag es auf den ersten Blick als eine unsinnige Tautologie erscheinen, von „Sozialen Medien” zu reden — und damit auch noch etwas Besonderes zu meinen. Und doch gibt es dafür zwei unterschiedliche, gute Gründe. Der erste lautet: Der Begriff Social Media ist mittlerweile ein feststehender Ausdruck, ein Terminus technicus, der als Name zur Beschreibung bestimmter Formen von medialen Umgebungen im Internet dient. […] Der zweite Grund ist besser, er betrifft die Sache selbst: Die Sozialen Medien […] haben nämlich eine spezifische Eigenschaft gemeinsam — sie entstehen erst im gemeinsamen Gebrauch.”
Somit wird der Begriff Social Media laut Brennan genutzt, ,,to describe the similar concept of the Internet’s evolution from a static environment focused on the one-way provision or receipt of information (Web 1.0), to an interactive community where users can communicate, share, post, blog and create content in real time” (Brennan V. 2010). Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass der Terminus Social Media alle Mediendienstleistungen auf Webseiten umfasst, die eine aktive Erstellung des Inhalts sowie Interaktion durch die Nutzer ermöglichen. Der Terminus steht „für die notwendige Rückbesinnung auf den Menschen mit all seinen Kommunikationsbedürfnissen und damit gleichermaßen für den Abschied von bewertet Social Media als „Synonym für den Drang zur digitalen Selbstinszenierung unserer Zeit in einem konvergierenden Supermedium“ (Jacobsen 2009).