Das noch junge Social Media Jahr 2012 hat schon einen ersten und vor allem bunten Hype: Pinterest nennt sich das digitale Bilderbuch, welches derzeit positive Schlagzeigen macht und die Welt der sozialen Netwerke visuell aufhübscht.
Die Augenweide
Von der sahnigen Hochzeitstorte, über die samtroten High-Heels, bis zur griffigen Infografik wird hier alles abgebildet, was im Internet bisher belanglos herum irrte. Wie auch bei Facebook können die User das Bild teilen, den Daumen erheben oder einen Kommentar dazu absetzen. Nicht sonderlich innovativ könnte man nun denken, aber bei Pinterest gestalten sich diese Dinge leichter, luftiger und irgendwie stylisher als beim Mitbewerber Facebook. Die Konzentration liegt auf dem Bild. Sonst nichts – reduziert auf das Wesentliche. Social Curration als Facebook Killer 2012.
Die Fakten
Die Zahlen des amerikanischen Netzwerks sprechen schon jetzt atemberaubende “Bildbände”: Das Marktforschungsinstitut Comscore stellte erst kürzlich fest, dass Pinterst mit 11 Millionen Besuchern allein in den USA die am schnellsten wachsende Seite aller Zeiten ist. In die Top 10 der sozialen Netzwerke hat es die Fotogalerie somit auch schon geschafft. Die Integration mit Facebook scheint den Pinterest-Fans besonders wichtig zu sein, denn nur so scheint die enorme Zahl von 9.5 Millionen Anwendern, die Pinterest mit Facebook koppeln, möglich. Die wichtige Zielgruppe der Internetaffinen 18-34jährigen sind besonders vom frischen Bilderbuch angetan. Sie machen den Großteil der Aktiven aus und sind, anders als in vielen anderen Netzwerken, vornehmlich weiblich. Ein Pfund mit dem Pinterest wuchern kann, ist die enorme Verweildauer. Neue Zahlen des Unternehmens Statista belegen eine durchschnittliche Zeit von fast 15 Minuten, welche auf der Plattform mit den vielen bunten Dingen verbracht wird. Davon können Netzwerke wie Google (2 Minuten!) derzeit nur träumen. Ergebnis: “Pinnen” scheint für die User eine attraktive und aktive Handlung zu sein.
Grafik: statista (Referenzlink)
Dabei bietet Pinterest eigentlich keine Revolution in der sozialen Netzwerkwelt. Plattformen zum Tausch für Bilder gibt es mehr als ausreichend, aber Pinterest will etwas anderes sein. Ein Leitsatz der Macher klingt so einfach und klar, wie Pinterest selbst: “Organisiere und teile die Dinge, die du liebst“. Es ist in der Tat einfach und schön: Nach der Anmeldung kann ein Mitglied auf jedes beliebige Bild oder Video im Netz klicken und es über die Aufforderung „Pin it“ (hefte es an) bei Pinterest veröffentlichen. Auch Alben mit Themenschwerpunkten lassen sich verständlich und mit wenigen Mausklicks erstellen und teilen.
Geld wird bei Pinterest ganz nebenbei auch noch verdient, wenngleich sich der Anbieter zum eigentlichen Modell noch ausschweigt. “Verdächtig” ist aber, dass der eine oder andere Klick auf die schicke Bluejeans dann doch zu einem Online-Shop führt. Störend ist dies nicht, denn die visuelle Augenweide bleibt auch so erhalten.
Das Fazit
Durch die gelungene und einfache Bedienbarkeit, die saubere Gesamtstruktur und die fabelhafte Integration in bestehende Facebook Accounts, ist mit Pinterest ein echter Wurf gelungen. Fraglich bleibt, ob es sich um einen kurzfristigen Hype handelt oder Pinterest dauerhaft Fuß fassen kann. Es wäre nicht die erste Plattform die mit einem lauten Paukenschlag kommt und sich schleichend verabschiedet. Der User entscheidet und hat die Hebel eigentlich schon auf Erfolg gestellt. Inwieweit beworbene Bilder aus der Augenweide vielleicht in Zukunft ein absurdes Werbeschlachtfeld machen, bleibt abzuwarten. I like? Yes!