Mit dem Schmusebegriff prägte Kanzlerin Merkel beim Besuch des US-Präsidenten ein Deutsch-Michel-Bild, von dem sie möglicherweise selbst überzeugt ist, sofern nicht ein Ghostwrighter ihre Rede schrieb. Es passt so gar nicht zu den Aufwendungen in Mobilfunkverschlüsselung, den die Bundesregierung für Polizei und Minister betreibt. Oder sollten Funkzellen-Monitoring, RFID in Gesundheitskarte und Reisepass, ebenso wie die stetige Zunahme von Video-Scans öffentlicher Plätze oder via Mautbrücken nur ein unbedachtes Neuland-Puzzle sein. Versteckspiel mit einer fiktiven Bedrohung argumentiert, schafft kein Vertrauen oder Sicherheitsgefühl. Dienen eGovernment, Kontenzugriff, eBilanz, Elena, eTIN und alle weiteren schicken Datenfriedhöfe eventuell nur dazu, eine Transparenz zu schaffen, die aus Steuerprüfern Profiler macht?!
Wenn unsere Kanzlerin von Neuland spricht, sind an ihr schlicht alle Entwicklungen in Medizin, Automotive, Schule und Haussteuerung vorbei gegangen. Eigentlich tragisch, da BMfW Fördermittel ausgegeben wurden und werden, die kein Neuland-Minister beurteilen kann. Ist das möglicherweise auch im Drohnen-Projekt passiert; dann ist klar, warum den Minister kein Verschulden trifft: es war ein Neuland-Projekt der Bundeswehr. Neuland kann nur Nasa und Nato, sowie die weiteren US-Behörden mit N.
Immer mehr Transparenz führt allerdings zu mehr Offenheit. Neuland-Deutsch: wer Big Data säht, erntet unwillkürlich Open Data, wie aktuelle Enthüllungen nahelegen – wo bisher stets CDs angekauft wurden.
Stellt sich die Frage, ob damit nicht mehr von einer Bürger- oder Gemeinwohl-Bedrohung ausgegangen werden muss und die Piraten-Partei in der Versenkung verschwinden darf? Fragt man die Großeltern-Generation so heißt es ohnehin: „Ich habe nichts zu verbergen und wünsche umfassende staatliche Sicherheit.“ Vorbei die Zeit der Mauscheleien und Lebensnotlügen. Fazit: nur Neuland-Technologien führen zu Bürger- und Unternehmens-Ehrlichkeit. Dann sind ergo die Fälle bei nationalen und internationalen Fußball-Managern wirkliche menschliche Fehltritte? Spielt Neuland-Technologie eventuell das Bussgeld ein, welches seine Infrastruktur kostet?
Was wir also nicht ändern können, da müssen wir unsere Einstellung ändern. Und: für Firmen gilt, durch Opt-in die Zustimmung zur Datenerhebung einzuholen. Dem Staat gegenüber gibt es kein Opt-out, sowie Datenschutz-Restriktionen (Bsp. §32 BDSG).
Augenfällig stammt Neuland-Hardware (Cisco, Nortel, 3Com, HP) aus der Neuen Welt = den Vereinigten Staaten von Amerika, die ihren Freunden in den Vereinigten Staaten von Europa nur auf Nachfrage und nach Sonnenstand Auskunft geben (müssen). Nebenbei bemerkt: ein gleiches Anbieter-Monopol gibt es bei Neuland-Software (Oracle, Microsoft) und Neuland-Providern (Facebook, Yahoo, Twitter). Offene Quellcode-Software oder private Cloud-Umgebungen nutzt maximal der Mittelstand.
Wie weit ist der Privatmann schon vernetzt und gefangen? Gemessen an interaktivem TV, Smart Metering Stromzählern und Wlan-Durchdringung, sowie Second Screen Nutzung: eigentlich eine komplette Kommandozentrale. Selbst, wo ISDN draufsteht ist schon längst IP-Telefonie drin. Daher die Prognose, dass Firmenserver und Home Server über kurz oder lang verbunden werden und die Grenze zwischen Schreibtsich und Esstisch vollständig verschwindet. Mussten früher aufwändige Call-back Infrastrukturen zu Heimarbeitsplätzen aufgebaut werden, verkettet man heute IP-VPN-Kreise als Flatrate. Nur noch Rollen und Rechte im Single-signon festlegen. Fertig ist always-on und überall konnektiert.
Was unsere Kanzlerin für ihren eigenen Arbeitsalltag so unbekannt erscheint, kennt Otto-Normalbürger schon längst. Vielleicht fänden sich hier Web2.0-Coaches für unsere Minister?
Danach braucht man übrigens bei Verbänden, allen voran der regionalen IHK nicht suchen: Fehlanzeige auf allen Kanälen. Geprägt durch Seminare, auf denen der Anteil an mahnenden Juristen, die wenigen Leuchtturm-Anwender bei weitem übersteigt. Motto: soziale Netzwerke in der firewall aussperren, Meinungen in Foren abmahnen und überhaupt das Web2.0 aussitzen.
Bei so wenig Neuland-Unterstützung lohnt es sich mit den eigenen Marktbegleitern Kontakt aufzunehmen. Denn unter derart deutsch-widrigen Umständen ist social media kein Wettbewerbsvorteil, sondern gelebte Kundenausrichtung der eigenen Branche.
In Ostwestfalen-Lippe geschieht dies über den äußerst engagierten Kreis der Social Media OWL-Promotoren. Gestartet mit Fördermitteln weit vor der Neuland-Erkenntnis: nur Aufklärung schafft Klarheit! http://www.smowl.de/uber-social-media-owl/
Wer in Führungsverantwortung mit Kindern, Azubis oder Fachkräften der Generation Y zusammentrifft, merkt ohnehin: Neuland ist hier längst bekannter Kontinent.
Hat die deutsche Politik in Summe wohl möglich eigene Schwächen und Vereinbarungen durch den Pappnasen-Begriff Neuland zu vertuschen versucht? Dann sollten wir entsprechend keinem Wahlversprechen trauen, das Besserung gelobt. Politisch sind dies die sogenannten Sachzwänge, Partei-übergreifend.
Ich bin nicht resigniert, sondern desillusioniert. Da ich mir so viel mehr von der potenziellen Offenheit des Internet für uns selbst und unsere Weltgemeinschaft versprochen habe. Es verkommt im „klein-klein“ deutscher Impressums-Diskussion, als wäre Neuland auf Deutschland begrenzt. Jugend, Blogger, Hacker, Nerds: rüttelt uns wach – ich möchte dazu lernen!