Klammer auf: Ich habe keine Ahnung, ob ich damit alleine bin, aber mir geht es so.
Im Social Web gibt es eine Lücke. Etwas fehlt. Und zwar eine Lücke. Also eine Tür. Eine Option.
Es geht darum, dass jede Mail irgendwie auch eine Aktion fordert, Arbeit bedeutet. Mehr Mail, mehr Arbeit. Und wie viele Mails ich bekomme, das liegt nicht in meiner Hand. Die anderen da draußen, die machen schicken mir Arbeit. Beliebig viel.
Es geht mir hier aber konkret um den Umgang mit einer ganz speziellen Sorte von E-Mails, die in meiner INBOX schlummern, weil ich diesen sogar mit INBOX-Zero nicht an den Kragen kann.
Es geht mir um E-Mails, die eigentlich spannend sind, die eigentlich interessant sind, die eigentlich gelesen werden sollten, für die ich aber einfach keine Zeit habe. Es geht um Mails, die man mit großem Wohlwollen von Freunden, Guten Bekannten oder anderen lieben Menschen geschickt bekommt und für die man sich eigentlich bedanken muss. Oder es geht darum, dass man einfach mal einen Tipp geben soll.
Beispiele
„… ich komme mal gerade auf den Gedanken … zurück. Es gibt in NRW eine Initiative* (ZDI), die sich genau das zum Ziel gesetzt hat. http://www.wissenschaft.nrw.de/zdi/ Vielleicht gibt es da Anknüpfungspunkte bzw. Anregungen…. Das nur mal gerade auf die Schnelle, wir können ja mal telefonieren. …“
„Leider konnte ich von vorne nicht erkennen, wie Deine Bewertung … ausgefallen ist…! Hab da eigentlich keine Bedenken. Den Vortrag werden wir nun noch weiter professionalisieren. Siehst Du noch Plattformen, auf denen man derartiges mal bringen könnte?“
Das Problem
Mein Problem besteht darin, dass ich diese Mails eigentlich gerne lesen und beantworten würde. Irgendwie bin ich das doch auch schuldig. Aber Schuld ist eine unangenehme Währung. Und: Ich habe keine Zeit.
Was tu‘ ich also: Ich lasse diese Mails einfach in der INBOX liegen und hoffe insgeheim darauf, dass sich die Sache irgendwie erledigt und als doch nicht so wichtig herausstellt.
Dabei bin ich aber eigentlich nur zu feige, eine Antwort zu schreiben, die ungefähr so lauten könnte:
„Hallo. Vielen Dank für den Tipp (die Anfrage, die Berücksichtigung, …). Leider habe ich in den kommenden Tagen keine Zeit, mich ausgiebig mit Deiner Mail zu beschäftigen. Es tut mir leid, dass ich das Thema somit vermutlich im Sande verlaufen lassen muss. Sollte es wichtig werden oder bleiben kommt es bestimmt nochmal wieder.“
Und weil ich zu feige bin, schreibe ich diese Antworten nicht. Das machen hoffentlich vermutlich viele so, aber unhöflich ist das Liegenlassen trotzdem.
Ich bin schuldig.
(Übrigens: Könnt Ihr auch bestätigen, dass die Höhe Eures Stresspegels und der Radius Eurer Schuldgefühls daran gemessen werden kann, wie viel unbehandelte Mails akut in Euren INBOXEN schlummern?)
Ich habe keine Ahnung, ob ich damit alleine bin, aber mir geht es so. Klammer zu.
„Es geht um Mails, die man mit großem Wohlwollen von Freunden, Guten Bekannten oder anderen lieben Menschen geschickt bekommt und für die man sich eigentlich bedanken muss. Oder es geht darum, dass man einfach mal einen Tipp geben soll.“
Um aus dem wahren Leben zu greifen, eine (unter sicher vielen denkbaren) Erklärung(en) für solche Enttäuschungen könnte folgendes sein:
Fremd- und Selbstbild -auch von eMail-Schreibern- stimmen nicht immer überein. Nicht jeder, der sich selbst für einen „Freund“, „guten Bekannten“ oder „lieben Menschen“ hält, denkt, spricht oder handelt auch danach, schon garnicht verläßlich. Wer die Enttäuschung und vielleicht sogar Verletzung oder Beschädigung anderer zur egoistischen Wahrung seiner persönlichen Interessen in Kauf nimmt, z.B. indem er Vertrauen bricht, sollte seine Erwartungshaltung an die Komunikationsbereitschaft anderer vielleicht besser überdenken. Insbesondere bei Zeitknappheit setzt man seine Prioritäten nicht unbedingt auf die Kommunikation mit solchen Menschen.
Niemand kommuniziert, zumindest intensiv, tiefgreifend und wirklich offen, auf Dauer gerne mit „polierten Fassaden“. Und davon begegnen einem, sowohl im privaten wie geschäftlichen Umfeld, zu viele Menschen. Authentizität, Ehrlichkeit, Glaub- und Vertrauenswürdigkeit sind -auch abseits von SocialMedia-Referaten- ein hohes Gut!
Wahrhaftige Kommunikation, die immer auf Dialog beruht, ist ein Privileg und kein Recht! Wer das akzeptiert und konsequent danach handelt, darf auch zurecht auf Erfolg -sprich z.B. Antworten auf seine Mails- hoffen! Wer dies mißachtet, muss seine Hoffnung auf Antworten tatsächlich allein auf Höflichkeit und Zeit im Überfluss bei seinen Adressaten stützen.
Ja, Lior.
Stefan
Mir geht es auch so, zu viele Mails, zu wenig Zeit. Aber ich habe kein schlechtes Gewissen.
Irgendwo hat jeder seine Grenzen, ich würde auch gern noch mehr lesen und schreiben, aber der Kopf streikt irgendwann. Alle Räder stehen still, ein interner Arbeitskampf.
Da ich meinen Kopf nicht rausschmeißen und einen neuen einstellen kann, muss ich warten, bis er wieder zu arbeiten bereit ist .
Ein guter Arbeitgeber ist auch bestrebt, seine besten Arbeits-Kräfte bei Laune zu halten und nicht zu verheizen.
In diesem Sinne Entwarnung. Der Wettbewerb hat mit Sicherheit genau dasselbe Problem.
Ich wünsche ein schönes langes Wochenende für den Kopf, arbeitnehmerfreundlich. Und nicht zu viel denken.