Denker-Arbeitsplätze, die von ihren Inhabern Kreativität fordern, sollten unterschiedlichen Arbeitssituationen angepasst sein. Isoliertes und konzentriertes Schaffen braucht die Möglichkeit zum Alleinsein. Nur wer sich im Bedarfsfall über Stunden zurückziehen kann, hat die Chance, komplexe Denkaufgaben zu bewältigen. Bei geistig anspruchsvoller Arbeit sind aber auch die Auftank- und Diskussionsphasen wichtig. In Abständen werden die Gemeinschaft und der spontane Gedankenaustausch mit Kollegen benötigt, um Erarbeitetes zu reflektieren, vorläufige Ergebnisse ins Unreine zu sprechen. Ein Gütersloher Familienunternehmen trägt dieser Anforderung Rechnung: das Entwicklungszentrum ist wie ein Universitätscampus ausgestattet. Es hat zahlreiche Gebäude, jede dieser Büro-Landschaften hat zehn bis zwölf Einzelbüros mit Sicht nach draussen. In der Mitte ist ein Raum für alle.
Das leitende Prinzip heisst hier: Cave and Commons – Höhle und Gemeinschaftsplatz. Die Begegnung über Hierarchie- und Funktionsgrenzen hinweg kann sehr ergiebig sein. Um Möglichkeiten für dieser Art von Quergesprächen zu schaffen, sollten aus hier vorliegenden Erfahrungen die Hürden für Treffen niedrig gelegt sein. Nicht die geschlossenen Konferenzräume, sondern unsere Büro-Strassen und Büro-Plätze kommen dieser Idee am besten entgegen, wie auch die in Gütersloh beheimatete Bertelsmann Stiftung in seinem Arbeiten4.0 Blog berichtet. Unsere Räume für formelle wie informelle Treffen sind auch mit grossen Schreibflächen als Kommunikationsmedium ausgerüstet. Das kann sehr einfach sein: der mit Kreide bestückte Wandtafel wird der Vorzug gegenüber dem Flipboard gegeben. Weil Denkaufgaben ein sensitives Geschäft sind, sollte m.E. auch der Gefühlswelt der Arbeitenden Rechnung getragen werden. Persönliche Gegenstände im Büro sind nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich erwünscht. Zum Wohlfühlen beitragen können Stehpulte, bequeme Sitzmöbel oder individuell ausgesuchte Tische.
Unsere These: wem am Arbeitsplatz wohl ist und wer dort bei Bedarf auch ungestört sein kann, verfällt nicht darauf, sich Akten mit nach Hause zu nehmen. Das häufig genannte Motiv dafür, die Möglichkeit ungestörten Arbeitens nur im heimischen Wohnzimmer, hat dann keine Grundlage mehr.