Langzeitstudien über Familien-Unternehmen belegen, dass das Engagement einer Familie und die durch das Eigentum bedingte Verbundenheit ein grosser Wettbwerbsfaktor sein kann. Wenn jedoch die emotionale Bindung der Familie an ihren Betrieb nachzulassen beginnt und die Firma in der Folge vernachlässigt oder als reine Finanzquelle betrachtet wird, dann sind ernste Schwierigkeiten zu erwarten. Dies trifft besonders auf diese in OWL weit verbreitete Unternehmensform zu. Diese Betriebe, die über mehrere Generationen Bestand haben, profitieren fortwährend von dem besonderen Engagement der Familie. Die Sorge um den guten Namen und das Ansehen der Familie und ihres Unternehmens darf nicht unterschätzt werden. Sie ist eine der wichtigsten Stützen einer dauerhaft erfolgreichen Existenz von Familienunternehmen. Die Leidenschaft ist in der Tat die treibende Kraft, die es der Familie ermöglicht, scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten zu meistern und allen Hindernissen zum Trotz Erfolge zu erzielen.
Wegen der inzwischen weit anspruchsvolleren und wettbewerbsintensiveren Wirtschaftswelt darf kein Unternehmen mehr als sichere, langfristige Einkommensquelle für ihre Eigentümer betrachtet werden. Wenn das spezielle Interesse einer Familie an ihrem Betrieb zu sinken beginnt, sollte ein nüchterner Beurteilungsprozess einsetzen, durch den der zukünftige Status der Familie im Hinblick auf das Eigentum an und das Engagement in der Unternehmung bestimmt wird. Zu viele Familien in unser Region haben sich diese Frage nicht früh genug gestellt, um den Wert ihres Unternehmens adäquat zu schützen. Ein qualifizierter Berater kann der Familie dabei helfen, das gegenwärtig und zukünftig erzielbare Einkommen aus dem Unternehmen zu bestimmen. Und er kann die Familie bei der Überlegung unterstützen, ob eine vernünftigere Finanzstrategie im Firmenverkauf und einer Streuung der Anlageformen zu suchen ist, um für alle Beteiligten zukünftig eine grössere finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Eine objektive Beurteilung sollte die folgenden Aspekte berücksichtigen: die Leistungskennzahlen des Unternehmens.
* die Umsatzentwicklung
* die Deckungsbeitrags- und Preisentwicklung
* die Gewinn- und Cash-flow-Entwicklung
* die Marktanteile je Produktkategorie
* Produktforschungs- und Entwicklungskennzahlen.
Externe Einflussfaktoren:
* die Wettbewerbssituation
* die Branchenentwicklung (Wachstum oder Stagnation?)
* die Risiken – gesamtwirtschaftlich, im Wettbewerb, in der Umwelt
* die Zukunftsaussichten des Marktes
Die Bewertung des Unternehmens:
* der derzeitige Schätzwert
* die zukünftige Wertentwicklung
Wenn die Familie sich entschliesst, das Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen nicht zu verkaufen, obwohl der Enthusiasmus nachlässt, dann sollten einige Schutzmassnahmen getroffen werden:
* die Ausbildung der Familienmitglieder zu verantwortlichen Eigentümern
* die Einrichtung kurz- und langfristiger Anreizsysteme für angestellte Geschäftsführer (inklusive Unternehmensbeteiligung)
* die Berufung eines qualifizierten Aufsichts- oder Beirats, der für die langfristige Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit Sorge trägt
* die Einführung von Massnahmen, die das vorherige begeisterte Engagement der Familie zu ersetzen helfen. Beispielsweise können dazu Beratungsforen mit Kunden, Händlern und Lieferanten eingerichtet werden.
* die Bildung eines stärkeren Gemeinschaftsgefühls und eines Gefühls von Miteigentum bei den Beschäftigten.
Der Unternehmergeist der Familie und das besondere Interesse sowohl an dem Unternehmen selbst als auch an der Belegschaft gehören zu den wichtigsten Stärken eines Familienunternehmens. Wenn diese nicht mehr existieren, müssen ersatzweise andere Leitprinzipien und Konzepte entwickelt werden.
Wenn eine Familie den Verkauf ihres Unternehmens in Erwägung zieht, bestehen oftmals Bedenken, all das zu verlieren, was zuvor die Grundlage des gemeinsamen Engagements darstellte. Das Spektrum alternativer Bestätigungsfelder ist jedoch fast endlos und nur begrenzt durch den Einfallsreichtum der Familie. Mit der Gründung einer gemeinnützigen Stiftung (Seppler, Beckhoff, Nobilia, Bertelsmann) kann sich die Familie unter Verwendung eines Teils der Verkaufserlöse für das Unternehmen eine neue Basis schaffen, um auch zukünftig zusammenzuarbeiten. Zugleich bietet eine Stiftung der Familie einen neuen Ausgangspunkt, um weiterhin einen Beitrag zur Förderung der Gemeinschaft zu leisten und so schliesslich ein Vermächtnis zu hinterlassen, beispielsweise indem sie die Gemeinschaft unterstützt, in der sie gelebt hat, Institutionen begünstigt, die ihr etwas bedeutet haben oder auch Ideen und Überzeugungen fördert, an die die Familie geglaubt hat.
In anderen Fällen haben Familien ihr Unternehmen verkauft und das Vermögen in eine Holding (Miele, Westaflex) eingebracht, die dann unter der Kontrolle der Familie verblieben ist. Wieder andere investieren in die unternehmerischen Initiativen der jüngeren Familienmitglieder. In diesem Fall ist es natürlich wieder von entscheidender Bedeutung, dass die beteiligten Familienmitglieder eine besondere Passion für die jeweilige Geschäftsidee entwickeln.
Im Bereich Social Media aber auch Digitalisierung sind Familienunternehmen klassisch zurückhaltend und sehr, sehr Öffentlichkeits-scheu. Die Beachtung der Eigentümer-Brille ist entscheidend, um überhaupt einen Beratungsauftrag zu bekommen und gerade den OWL-Mittelstand ins neue, interaktive Alltagsleben zu beamen. Neben der Geschäftsführung sind häufig die Gesellschafter anzusprechen, die eine nicht zu unterschätzende Meinung über Sinn oder Unsinn multimedialer Werkzeuge haben und mitreden wollen. Nicht Preis, sondern KMU-Referenzen sind entscheidend. Genauso, wie Erfahrungen in derselben Branche.
Einen der grössten Vorteile, den Familienunternehmen gegenüber anderen Eigentumsformen zu bieten haben, liegt in der Betonung persönlicher Werte und der tiefen emotionalen Einbindung der Risiokoträger. Familienunternehmen haben oft ihre eigene „Seele“. Insofern geht der Familie eine wichtige Stütze ihres Erfolges verloren, wenn sie das spezielle Interesse an ihrem Unternehmen allmählich verliert. Wenn das eintritt, folgt ein sicherer und kontinuierlicher Erosionsprozess, in dessen Verlauf das Unternehmen stetig an Wert verliert. Diese Entwicklung rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen ist allemal besser als die Vergeudung des grössten Vermögenswertes, den die Familie besitzt. Es ist vorteilhafter für die Eigentümer, sich schon vor dem Eintritt möglicher Wertverluste ganz bewusst für den Verkauf zu entscheiden und das Vermögen anschliessend in einer neuen Form anzulegen, die auf die Interessen und Bedürfnissen der Familie besser zugeschnitten ist.