Die Digitalisierung hat schon jetzt deutliche Auswirkungen auf Anspruchs- und Erwartungshaltung der neuen Fach- und Führungskräfte. Geprägt durch Entbehrung und freiwillige Rücknahme der persönlichen Ansprüche ihrer Eltern, sollte es die nächste Generation „es mal deutlich besser haben“ – der Wohlstand bot langfristige Grundlage für Extra-Sozialleistungen und komfortable Lebenszeit-Arbeitsverträge. Grosszügige politische Versprechen, etwa im Erbrecht oder Rendite-Zusicherungen von Versicherungspolicen, sind genauso hinfällig, wie langfristige Bau-Darlehn: es gibt keine Inanspruchnahme ohne Sicherheiten – egal, ob im Berufs-, wie im Privatleben. Das führt auf der anderen Seite dazu, dass Statussymbole unwichtig und Karriere-Planung alles ist. Ein wohl bekannter Umstand aus behüteter Ein-Kind-Lebenserfahrung: „Nichts ist sicher, aber alles möglich„ ist Realität für Berufsanfänger. Und nicht jeder fängt im Finanz-Strukturvertrieb an, falls überhaupt noch „ein frisch gesurfter Kunde“ darauf hereinfällt.
Der klassische Arbeitstag, Ort und Festvertrag als Auslaufmodell kommt vielen Menschen entgegen, die diese neu gewonnene Flexibilität zu schätzen wissen. Dazu kommt, wer Geld für die Industrie4.0 Umsetzung braucht findet mittlerweile speziell auf geleistete Betriebsstunden Leasingmodelle als pay-per-use oder an den Produktionsausstoss angepasste Formen. Denn auch hier ist die Zukunft so turbulent, dass Finanzierungen über 20 Jahre aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts mehrheitlich abgelehnt werden. Das gleiche Dilemma wie mit dem unkalkulierbaren Zukunftsrisiko im privaten Immobilienkredit.
Das frühere Statussymbol Smartphone hat eben doch zwei Gesichter: Alleskönner, das den leidigen Einkauf erledigt und auch Miniaturausgabe der Bürowelt von Cloudcomputing über künstliche Intelligenz bis hin zu Big Data. Am Ende etwa: Showdown Mensch gegen Maschine?
Mensch-Roboter-Kollaboration lautet das neue Zauberwort bei dem Kollege Roboter unangenehme und gefährliche Arbeiten des Menschen übernimmt. Aufgrund seiner taktilen Feinfühligkeit kann er auch Schläuche zum Beispiel in Waschmaschinen montieren oder die Rücknahme und Vorsortierung von Reverse-Logistik übernehmen. Roboter können sauber machen, tanzen und einspringen, wenn der Beschäftigte krank ist. Einfache Tätigkeiten des Menschen werden durch anspruchsvollere ersetzt. Auch können Roboter inzwischen ohne Umzäunung auf engem Raum mit Menschen arbeiten, etwa in Laboratorien: oft effektiver und zu geringeren Kosten. Damit kann der Mitarbeiter aktuell nicht nur seine Arbeitszeiten flexibel gestalten, sondern auch den Arbeitsort frei wählen. War es doch stets ein Menschentraum, die Fesseln der starren Arbeitswelt zu sprengen und freier zu werden. Ist am Ende Wertschätzung genauso wichtig wie Wertschöpfung? Auch bekannt unter den Begriffen: Wirtschaftswunder4.0 und Deutschland2.0.
Wenn das Bevölkerungsreichste Land der Erde (China als Partnerland der CeBIT 2015) die Automatisierung (Industrie4.0) für sich entdeckt; folgt Indien (Partnerland der Hannovermesse 2015) , da der Arbeitsmarktdruck fast überall zu spüren ist. Roboter und Computer setzen als Boten der Digitalisierung eine Vielzahl etablierter Berufsbilder unter Druck – vom Piloten und LKW-Fahrer über Ärzte bis hin zu Köchen.
Doch Digitalisierung und Automatisierung sind, wegen des dramatischen demographischen Wandels (von der Pyramiden- zur Döner-Form) keine Jobkiller, sondern Zugewinn an Flexibilität in der „schönen neuen Welt“. Was die Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft (Arbeiten4.0) angeht, sitzen wir fortan global im sprichwörtlich gemeinsamen Boot. Während viele Amerikaner die Herausforderungen einer modernen Work-Life-Balance seit Jahrzehnten kennen, ist in Ländern mit traditionell strikt geregelten Arbeitszeiten ein Aufschrei so gut wie programmiert. Man denke nur rund 125 Jahre zurück, als Politiker und Intellektuelle gleichermassen gegen die Industrialisierung, Mechanisierung und Elektrifizierung als vermeintliche Katastrophe für die Gesellschaft wetterten. Anderseits heisst das aber auch, dass wir unsere Arbeit im Sinne des Wortes mit nach Hause tragen und Leistung statt Präsenz honoriert wird (Open Space).
Wer kann es sich in einer gehobenen Position schon noch leisten, am Wochenende im besten Sinne des Wortes abzuschalten? Uns geht, trotz Robotern und Computern die Arbeit nicht aus, um rund um den Globus Wissensarbeiter und Berufseinsteiger in Lohn und Brot zu bringen. Dazu soll Arbeit der Zukunft flexibler, familienfreundlicher und weiblicher werden. Begriffe, wie „Betrieb“ oder „Arbeitgeber“ verlieren für die Sandwich-Generation ihre Konturen. Es gibt auch hier keine Garantie, dass dieses Rennen so ausgeglichen bleibt. Arbeitsverträge wie Aufträge und Planungshorizonte sind sehr kurzfristig geworden.
Industrie und Handwerk: vorbei die Zeit, in der die Massenproduktion eine Technik bot, die eine niedrige Qualifikation und Arbeitsproduktivität stützte. Die Maschinen geben den Takt vor, manchmal in Häppchen zerteilt und von überall bearbeitet. So dass zukünftig auch die Zahl der Solo-Selbstständigen (Freelancer, Crowdworker), die um solche Projekte konkurrieren, wachsen wird. Von den Arbeitgebern kann indes nicht erwartet werden, diese Problemlage zu lösen, was zunehmend Aufgabe der staatlichen Sozialpolitik (Bedingungsloses Grundeinkommen) sein wird und die EU beansprucht für Länder ohne ausgeprägte Wissensökonomie, aber mit unzureichender Bildungspolitik und in der Finanzkrise gefangen (Portugal, Griechenland). Für die Methusalem-Republik Deutschland gibt es überhaupt keine Alternative für zügige Digitalisierung um Wettbewerbsfähigkeit und verbleibende Fachkräftebasis zu sichern!
Wie sonst lässt sich die vorgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden einhalten, wenn abends nicht noch (zusätzlich) im Homeoffice gearbeitet wird?
Das ist für mich die Leitidee der „Wohlstand für alle“ Ludwig Erhard Vision und eben nicht das pauschale Verteilen nach dem Giesskannenprinzip. Wenn zukünftig auch das unternehmerische Risiko umverteilt wird, so bekommen wir Kleeblatt-Organisationen, wie Anwalts-Societäten in denen auf Werksvertragsbasis zusammengearbeitet wird. Endgültig unhaltbar sind jede Form von Garantien, wie Betriebsrenten, Dienstwagen oder automatische Gehalts- und Prämienzahlungen (Tantieme, Urlaubsgeld) ohne gleichzeitige Bindung an Ziel-Erreichungsklauseln. Die Identitätsfrage lässt sich schon jetzt beantworten: in wenigen Jahren wird Industrie mehr Soft- als Hardware sein. Das Betriebssystem die Empathie-Unternehmenskultur. Und die Würfel fallen jetzt: Lufthansa und Deutsche Bahn verspielen aktuell durch mehrwöchige Streiks ihre Zukunft und die Umsetzung der kostspieligen Sanierungspläne. Unser Industriestandort muss Wettbewerbsfähig bleiben, wobei selbst B-Lagen attraktiv sind, sofern Breitband vorliegt….
Schritt halten mit dem Fortschritt bedeutet nicht zu zögern und in der Digitalisierung auch den eigenen Job in Frage zu stellen. Warum wir Kunden, Liebe und Karriere vereinbaren können müssen. Dazu trägt Digitalisierung massgeblich bei: eine Fabrik der Visionen (Industrie4.0). In der Aufklärung (vor 375 Jahren) hiess es einst: Ich denke, also bin ich. Heute heisst unsere Losung: Ich arbeite, also bin ich. Überlegen Sie sich folglich gut, wie Sie den 1. Mai verbringen !
Vielleicht lässt sich die Zukunft der Arbeit am besten im Privathaushalt darstellen: wer die Hausarbeit übernimmt ist für Art und Umfang der Erfüllung eigenverantwortlich beauftragt. Unstrittig ist, dass diese zur vollsten Zufriedenheit gemacht werden muss, innerhalb eines selbst festgelegten Zeitraums. Die Prioritäten von putzen, waschen, kochen sind in der Reihenfolge (Arbeitsvorbereitung) vorgegeben, der Beginn und die Dauer wird auf Pauschalsatz geschuldet (vgl. Projekt-Teams). Natürlich lässt sich die Hausarbeit auch prima an Dienstleister delegieren. Wem dies in Haushalt und Krankenpflege zu teuer ist, verzichtet auf Personal und investiert in Automaten (Roboter). Die Nutzung von Haushaltsmaschinen stellt nur so lange einen Zwischenschritt dar, sofern diese noch nicht mit dem Internet der Dinge verbunden sind (Smart Home). Dieses Szenario belegt, warum zunächst die unqualifizierten Jobs und danach die Fachkräfte ohne Generalisten-Ausbildung wegfallen. Ohne Technikvernetzung ist unser Export-, Wettbewerbs- und Rationalisierungs-Vorsprung nicht zu halten, auf dem unser Wohlstand und Anpassungsfähigkeit, sowie Sozialvertrag basiert. Womit wir beim endlichen Me2B-Villarriba angekommen sind…..