Freifunk Gütersloh und der Netzausbau NRW sind für mich untrennbar verbunden. Wenn nun der Städte und Gemeindebund vorgibt, dass ein anderer Provider als Freifunk Gütersloh die Innenstadt mit WLAN Infrastruktur abdecken soll, so hat dies möglicherweise andere als nur juristische Gründe. Ich halte die Aussage des Jugendschutz-Filters für vorgeschoben, wenn schon im Tatort TV offen von Funkzellen Auswertung zur Verbrecherjagd gesprochen wird.
Vielleicht ist der wahre Grund darin zu suchen, dass Freifunk nicht kommerziell zu verwerten ist. So, wie Nachbarn sich auch den Daten-WLAN Anschluss und die Kabelgebühr teilen könnten. Was jedoch aus Angst nicht passiert, es gibt ja die Störerhaftung: Teilen von Inhalten also ausdrücklich unerwünscht.
So verhält es sich für gewöhnlich in regionalen Unternehmen, in denen die Firewalls immer höher erbaut, die USB-Anschlüsse blockiert und Dropbox, sowie Webkonferenzen gesperrt werden. Kurz gesagt, man sperrt allles, was eigentlich Voraussetzung der erträumten Digitalisierung und Integration (Industrie4.0) ist, immer konsequenter aus. Wir treiben immensen Aufwand für Verbraucher- und Datenschutz, um die informationelle Selbstbestimmung der Bürger / Mitarbeiter zu gewährleisten, die diese längst an Facebook abgegeben haben. Das Dumm-Argument, wer nichts zu verbergen habe, der brauche nichts zu befürchten, ist aus Sicht aller Menschen mit einem Funken Verstand ohnehin schon seit Jahren obsolet. Dennoch fordert der Innenminister in Form der Stadtverwaltung – um eine häufig genutzte Analogie zu verwenden – dass alle braven Bürger ihre Hintertür offenstehen lassen sollen, damit die Polizei im Verbrechensfall direkten Zugang zum Tatort hat. Politische Zuverlässigkeit sieht für mich anders aus und bedeutet freies statt reguliertes WLAN.
Möglicherweise liegt der Grund zu einem kommerziellen Anbieter zu wechseln, jedoch nur im vorgeschobenen Verhindern von Straftaten, als vielmehr in der Beschränkung der Netzneutralität und Kommerzialisierung einer eigentlich freien Infrastruktur.
Dafür hätte man nicht notwendigerweise auf einen ausländischen Anbieter setzen müssen, sondern sich die Erfahrungen von werbefinanzierten Innenstadt-Netzen, etwa in Limburg anschauen können. Dort tritt der Anbieter als Provider auf und ist damit per Definition aus der Haftung. Die Nutzer müssen sich allerdings mit ihrer Mail- oder Facebook Identität ausweisen. Die Werbung findet über nervigste (erkaufte) Likes des Geschäftsanbieters statt und ein Vernetzen der Einzelknoten ist grundsätzlich nicht angedacht. Getreu dem Motto: „was richtig umständlich zur Nutzung ist, wird wohl hoffentlich keiner nutzen“. Zumindest sind dies meine Erfahrungen aus/mit der Limburger WLAN Infrastruktur.
Die örtliche Regio-IT ist zufälligerweise auch Exklusiv-Vertriebspartner der empfohlenen Lösung, was m.E. nicht unbedingt nach Ausschreibung aussieht. Es hätte ja auch die deutsche Lösung, wie in Limburg oder Düsseldorf ausgereicht (mit Einmalkosten, statt laufenden Betreuungsgebühren). Leider steht die Entscheidung der Stadt Gütersloh für mich in krassem Widerspruch zu Open Data und Bekundungen für schnellen Netzausbau; eine prima Chance beides mittels Freifunk Gütersloh zu erreichen scheint mir vertan. Die Quittung gibt´s dann (hoffentlich) zur Kommunal- und anstehenden Bürgermeisterwahl…..