Mit den Zimtsternen kommt das Zetern. Die ewig gleiche Maulerei: zu viel Stress, zu viel Konsum, zu wenig Zeit. Persönlich stelle ich ein generelles Besinnlichkeitsdefizit fest, statt Weihnachtseffektivität und Zufriedenheits-Maximierung! Gleichzeitig fühlen wir uns als Opfer, als ob uns irgendwer diese Besinnlichekit nähme. Man freut sich auf Weihnachten, aber man hat das Gefühl, man kommt nicht wirklich dazu. Tatsächlich sollten wir deshalb Entscheidungen optimieren und unsere Besinnlichkeits-Episoden effektiv gestalten!
Denn so viele Weihnachtsprobleme resultieren aus suboptimalen Entscheidungen. Man verschmiert die Küche mit Plätzchenteig, obwohl die gekauften Kekse viel besser schmecken, und bastelt bizarr hässliche Strohsterne, die man in Wahrheit nicht mal im Keller aufhängen möchte. Auch falsche Geschenke- und Getränkewahl führt oft zu Verdruss. Woraus sich der Rückgriff auf das klassische Geschenkbedarf-Ermittlungs-Instrument, der Wunschzettel ergibt. Kontraproduktiv ist es auch, gänzlich auf Geschenke zu verzichten, obwohl man dadurch zweifellos viel Zeit für Besinnlichkeitspausen gewinnt. Wenn aber dadurch die Weihnachtszufriedenheit der Kinder so stark vermindert wird, dass die quantitative gewonnene Besinnungszeit nicht mehr qualitativ besinnlich ausfällt, dann ist das Ergebnis leider suboptimal.
Eine weitere Entscheidung, die m.E. oft nicht glücklich ausfällt: Wie viele Marzipan-Kartoffeln und Dominosteine kann man während der Weihnachtszeit verzehren, ohne zuzunehmen? Hier gilt es, zunächst das eigene Kalorienbudget festzulegen: wie viele Kalorien möchte ich mir täglich durch solche Weihnachts-Leckereien zuführen? Multipliziert mit den Verzehrtagen ergibt sich das Gesamtbudget. Nun geht es darum, das ermittelte Kalorienbudget in optimaler Weise auf Marzipankartoffeln und Dominosteine zu verteilen. Optimal ist die Verteilung dann, wenn mit diesem Budget das höchste Heisshunger-Befriedigungs-Niveau erreicht wird.
Ein zugleich beliebtes Problem in dieser Jahreszeit: Wie viele Weihnachtslieder muss man am Heiligabend singen, bevor endlich die Bescherung startet? Den ganzen Dezember wartet man auf diese Bescherung, es läuft ja alles darauf hinaus, man zündet nacheinander die Kerzen auf dem Adventskranz an, öffnet die Kalendartürchen, dann ist der 24. da, und es geht immer noch nicht los, weil vor der Bescherung noch gesungen werden muss. Um diese Besinnlichkeits-Episode zu optimieren, sollte man zwei Arten von psychischen Kosten aufrechnen: Auf der einen Seite die Gesangs-Widerstandskosten bei jedem Familienmitglied, das keine Lust auf Weihnachtslieder hat. Diese Kosten sinken, je länger man singt. Auf der anderen Seite haben wir einen ganz anderen Verlauf bei den Bescherungs-Aufschiebkosten: umso länger gesungen wird, umso stärker wird dieser psychische Stress, das es immer noch nicht losgeht.
Dazu gesellt sich die christliche Geschichte des legendären Sterns von Bethlehem; leuchtend hell wird er dargestellt – doch gab es ihn wirklich, oder ist er nur eine fromme Legende? Wann ist Jesus Christus eigentlich auf die Welt gekommen? Unsere Zeitrechnung wurde erst im Jahr 525 n.Chr. durch den römischen Mönch Dionysius Exiguus eingeführt. Ihm unterlief allerdings ein Fehler: er berücksichtigte die vier Jahre nicht, in denen Kaiser Augustus noch unter seinem Namen Octavian geherrscht hatte. Christus muss also vor Christus geboren sein. Es hat tatsächlich eine ganze Vielfalt besonderer Himmelsschauspiele gegeben in jener Zeit, so dass wir erkennen müssen, dass wir den Stern von Bethlehem vor allem in uns finden müssen: als Symbol des Lichtes der Hoffnung auf eine bessere Welt.
Wenn wir nun in unserem Weihnachts-Optimierungs-Modell plötzlich mit den Faktoren, wie Marzipankartoffel-Inputmenge oder Weihnachtsbaumständer-Adäquanz hantieren, nähern wir uns Entscheidungsinstrumenten, die man sonst auf Produktionsvorgänge anwendet. Diese lassen sich prima auf die Produktion von Plätzchen übertragen. Und die strategische Portfolioanalyse, mit der man sonst wertvolle und weniger wertvolle Kunden unterscheidet, lässt sich bestens für die Frage heranziehen, wem man eine Weihnachtskarte schreiben sollte und wem nicht! Sind Verwandte und Freunde nicht in einem gewissen Sinn auch strategische Beziehungseinheiten? Schliesslich ist ein optimiertes Weihnachten ja nicht unbedingt das optimierte Fest – dient es doch auch als eine Art Sollbruchstelle, an der sich schwelende Familienkonflikte an kleinsten Problemen zu einem heftigen, aber reinigenden Streit hochschaukeln. Wäre es nicht schade, das wegzuoptimieren?
Deswegen ist übrigens der schönste Weihgnachtsbaum, den man am Ende mit nach Hause nimmt, immer ein bisschen schief – bei allen wunderbaren Anwendungsmöglichkeiten des Scoringprinzips, mit dem wir die Auswahl perfektionieren könnten. Es gibt vieles, was sich am Fest der Liebe verbessern liesse. Leitmotiv: Optimiert Weichnachten!