Am vergangenen Montag traf sich unser Team zur Vereinssitzung in der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Wir nutzen solche Besuche, um kostenfrei Kaffee und Kekse zu schnorren nach und nach verschiedene Institutionen in der Region besser kennen zu lernen. Uwe Lück, Referent für Technologie und Innovation, sowie Simon Neutze, Online-Redaktion der IHK Bielefeld, präsentierten die Aufgaben und Themenschwerpunkte der 160-Mitarbeiter-starken Einrichtung, die mit gut 110.000 Mitgliedsunternehmen zu den zehn größten IHKs Deutschlands zählt.
Die Teilnehmer des Social Media OWL e. V. bei Ihrer Vereinssitzung in der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld,
links im Bild Uwe Lück und Simon Neutze (Foto: Thomas Kilian)
Am Schluss ihrer Präsentation zeigten uns Lück und Neutze die verschiedenen Social Media Auftritte, welche verschiedene Angebote der IHK bekannt machen sollen. Es entwickelte sich schnell eine lebhafte Diskussion über den Sinn und Zweck dieser Plattformen, zumal der Aufwand verschiedener IHK-Mitarbeiter in vielen Fällen (noch) in keinem gesunden Verhältnis zum Nutzen steht.
Die XING-Gruppe „Technologie und Innovation in Ostwestfalen“ ist mit rund 9.000 Mitgliedern noch die aktivste Gruppe innerhalb der virtuellen IHK-Landschaft. Der gleichnamige Twitter-Account hat (Stand 20.11.2014) gerade einmal 133 Follower, der Google+-Seite der IHK folgen derzeit 38 Personen, auf der Facebook-Seite „Netzwerk Kreativwirtschaft“ sind es immerhin 324 „Gefällt mir!“.
Nun bin ich wahrlich kein Verfechter großer Fanzahlen, schließlich betreuen wir als Agentur viele B2B- und Industrie-Unternehmen, für die 100, 300 oder 500 Anhänger durchaus Sinn machen können, wenn es die Richtigen sind. Aber bei 110.000 Mitgliedern in der Region und dem „langen Arm“, den die IHK über andere Medien ausspielt (monatliche Zeitschrift, Werbematerial bis zum Abwinken, Einladungen per Post, E-Mail-Newsletter usw.) hatten wir als Team gemeinschaftlich den Eindruck: Social Media ist für die IHK (strategisch) noch überhaupt kein Thema! Wir haben Herrn Neutze und Herrn Lück ermutigt, die bereits laufenden, internen Diskussionen im Haus weiter zu führen und unsere Unterstützung in dieser Sache angeboten.
Aber Social Media ist doch gar nicht Facebook, menno!
Genug der Vorrede, kommen wir jetzt endlich zum in der Überschrift angesprochenen Cliffhanger. Während der gesamten Diskussion brodelte es in mir und schließlich platzte ich mit einem Statement raus, was ich mir oft genug verkneife:
Wenn wir über Social Media sprechen, dann meinen wir nicht einzelne Dienste wie Facebook, XING, Twitter, G+ oder Blogs, wir meinen einen ganz neuen Ansatz in der (Unternehmens-) Kommunikation, der sich für den DIALOG und den AUSTAUSCH mit den Nutzern öffnet.
Das Web 2.0 ist nicht deshalb eine neue „Internetgeneration“, weil es irgendwelche neuen Plattformen gibt, sondern weil diese eine Partizipation der Nutzer ermöglichen. Die Gründe sind vielfältig: Höhere Bandbreiten, ständige Verfügbarkeit, Nutzung durch mobile Endgeräte, einfache Bedienung, hoher Vernetzungsgrad, Wunsch nach Teilhabe und Gestaltung u.v.m. Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Dienst nun Facebook, StudiVZ oder MySpace heißt, am Ende geht es beim „Mitmachweb“ ums aktive Einbringen, um Austausch und Interaktion.
Ich befürchte, dass die IHK (und viele andere Einrichtungen) zwar verschiedene Dienste / Plattformen / Werkzeuge NUTZEN, jedoch in Ihrem tiefsten Innern den Dialog mit den Nutzern gar nicht WOLLEN. Als handwerklicher DAU mit zehn Daumen an zwei linken Händen kann ich aus Überzeugung sagen: Einen Hammer, eine Säge und einen Schraubenzieher zu besitzen, kann manchmal mehr Schaden anrichten als zu helfen.
Social Media beginnt nicht mit der Einrichtung von Profilen in den „üblichen Verdächtigen“, sondern es beginnt mit der Frage: Will ich den Dialog mit meiner Zielgruppe? Will ich mich austauschen, statt einfach nur zu informieren? Bin ich bereit, mich zu öffnen?
Auf diese Fragen muss – nicht nur – die IHK eine Antwort finden.
Lieber Thomas,
Engagement und Begeisterung ist selten ohne Vorleben durch das Mittlere Management zu erreichen. Dieser Personenkreis, der neue Produkte, Messen und Künden vorstellen könnte, hält sich jedoch bei allen Formen (Intra-/Internet) mit Schreib-Input zurück. Mehr noch, er weiss es immer besser und zeigt mit dem Finger auf Aktivitäten seiner/der Mitarbeiter.
Damit agieren diese, jedoch nicht als Markenbotschafter, sondern als Schatten-IT via Smartphone und Dropbox, zu der ihr Vorgesetzter quais als Unkundiger keinen Zutritt hat. Dazu kommt, seitens der IHK und Unternehmensverbänden der warnende Zeigefinger der lebenslangen Sichtbarkeit von Beiträgen im Netz.
So entfällt eine Art Redaktions-Konferenz und die digitale Mitarbeiter- und Kunden-Zeitung erhält neue Bierdeckel-Parolen. Merke: es wird ja nicht, nicht kommuniziert.
Dazu passt das Zitat von Georg Blum: „Wer Social Media nur im Marketing nutzt, ist auf einem Auge blind, einem Ohr taub und bindet sich einen Arm auf den Rücken“.
In Bezug auf die IHK Bielefeld sind Vorgaben des DIHK zu befolgen, ähnlich dem Dilemma der Pressesprecher der Landesverbände zu Gesamtmetall Berlin (als ein mir vertrautes Beispiel). Ergo: hier gibt es, wie in schulen, punktuelles Engagement, das jedoch nur gedultet, nicht gewünscht ist….
LG Jan