Den Anstoss für meine Antworten auf Fragen einer Blogparade #digitalleben gibt mir Thorsten. Er hat bereits seine Gedanken, Trends und Einschätzung zusammengefasst.
In einer digitalen Welt zu leben, bedeutet für mich…
selbstbestimmte Freiheit an Zeit und Information, sowie Transparenz an Nachrichten und weltweite Meinungsvielfalt aus erster Hand. Es bedeutet auch, mein eigener Programm-Direktor zu sein, ohne Filter und Lobby-Vernebelung. Interessanterweise bedeutet es nicht: alles kostenlos, denn gute Recherche und Zusammenstellung bedingt Zeitaufwand, den ich mir gern erspare.
Eine digitale Welt bedeutet ebenso nicht, dass der Bürger immer gläserner und die Politik immer verschlossener wird. Open Data und eGovernment verstehe ich als Anspruch einer Demokratie. Es sollte weder Versammlungs-, noch Meinungs-Verbote geben. Genau wie ein Auskunfts-Grundrecht an Unternehmen und staatliche Stellen gilt.
Die Qualität und Glaubwürdigkeit von Wikipedia setze ich mit einem Fachbuch gleich. Zumal es dort mehr Kontroll-Instanzen gibt. Digital bedeutet für mich multimedial. Ich möchte nicht auf ein Bild bei Telefonieren oder auf mitgeltende Unterlagen aus der Cloud verzichten, um Entscheidungs-Grundlagen jederzeit zur Hand zu haben.
Mein Computer ist für mich…
ein Ding, keine Gottheit. Ein Alltags-Gegenstand, überall verbaut und vielzählig vernetzt. Am liebsten mit Open Source Betriebssystem und freien Anwendungen, um mir über die Schnittstellen und Logik einen Überblick verschaffen zu können.
Er ist auch Rechenknecht, dessen Logik der menschlichen unterlegen ist. Der allerdings schneller schlussfolgern kann, wenn auch möglicherweise irrelevant durch fehlenden Lebens-/Praxis-Bezug. Er ist darüber hinaus vielfach schwarz, schwer und schwächelnd. So benötigt er Zuneigung in Form von Updates, um auf dem Laufenden zu bleiben und gegen Viren und anderen Krankheiten geschützt zu sein.
Mein Computer ist kein persönlicher PC, sondern nur ein verlängerter Notizblock meiner kreativen Ideen, Aufzeichnungen und Bilderwelten. Er ist prinzipiell: dumm, wie Reibepuffer. Und verdient keinen besonderen Schutzkoffer oder Bildschirm-Schoner – dazu wechselt er zu oft. Er altert nämlich mit unseren Ansprüchen und wächst nie mit. In einer Welt, die keinen Stillstand kennt.
Wirklich gut! Die grösste Chance durch Digitalisierung ist…
die Chance auf einen Assistenten, Begleiter und handfesten Helfer (Roboter). Die Reduktion auf ein Daten- und Speicherformat kann helfen, Schlussfolgerungen als Irrtümer zu entlarven. Begleitende oder on-demand Auskunft in Form von Big Data lassen neuen Erkenntnisgewinn zu. Die Alternative ist Volks-Verblödung bei immer mehr Daten, immer weniger Information.
Die grösste Chance liegt in der Vernetzung. In der Überwindung von Zeit und Raum.
Wirklich gut ist die Anspruchs- und Erwartungshaltung in allen Lebensbereichen der jungen Generation. Ohne Berühungs-Ängste und im Generationen-lernen mit den Grosseltern. Toll sind die Möglichkeiten der Ahnenforschung, Krankheitsbild-Begleitung und Wiedervorlage.
Chancen liegen in der Aus- und Weiterbildung, wenn die Zusagen an Bandbreite und All-IP eingehalten werden. Ballungszentren sind dabei genauso wichtig, wie der ländliche Raum und räumliche Randlagen.
Bedrohlich! Wir müssen aufpassen, dass…
wir nicht den eigenen Eiweiss-Computer ausschalten! Ein Gefühl für Rationalität und Zahlen behalten (Rechenschieber-Prinzip). Glaubwürdigkeit ermöglichen – nicht nur bei Menschen, denen eine zweite Meinung wichtig ist.
Nur fachlich kundige Personen, Gesetze und Vorgaben formulieren, die nicht Realität-fern sind (Anbieter-Haftung). Und somit etwas regeln und verbieten, was in der Erziehung versäumt wurde. Eigenverantwortung ist nämlich einzufordern.
Bedrohlich nicht mit Bedrohung verwechselt wird. Was für den einzelnen gilt, sollte nicht verallgemeinert gelöst werden (Mündigkeit). Denn den Massstab für Bedrohung kann nur jeder selbst für sich festlegen. Verbraucherschutz aber bedeutet Verzicht auf eigene Auswahl.
Im Gespräch bleiben ist besser als feste Social Media Guidelines. In Dialog treten ist empfehlenswerter als um sich zu treten. Merke: der Gegenwind ist von der anderen Seite Rückenwind und dreht sich mit der Fahrtrichtung.
Die Digitalisierung verändert mein Leben durch…
Industrie4.0 im Arbeits- und Smart Home im Wohnumfeld. Beides ist unabdingbar.
Neugierig und freudig begrüsst ist Veränderung menschlich. Sie gehört zum Leben.
Die Optionen-Vielzahl ist nur durch unsere eigene Vorstellungskraft begrenzt. Was es noch nicht gibt, bedeutet nicht unmöglich zu sein. Digital hat mehr Optionen als analog. Wenn es keine Digitalisierung gäbe, wäre das Leben beschwerlicher und Bildungshürden zementiert.
Digitalisierung bedeutet den Sieg von Software über die Hardware. Die Gewichtung ist getauscht. Häufig ist Digitalisierung teurer und anfangs Fehler auffällig. Ebenso, wie Update Tamagotchis.
Die Veränderung durch Digitalisierung ist in Deutschland, ob in Schule, Beruf oder Politik kaum zu spüren, weil überall abgebremst.
Digitalisierung und das Internet der Dinge vereinfacht Handhabung durch Browser-Bedienung, sowie die Option Mehrsprachigkeit und Spracheingabe. Sie ist zuverlässige Grundlage für AAL und Generationen-Stadtteile.
Chatten mit Enkeln, Einkaufen per Mausklick, Arbeiten ohne feste Bürozeiten. Was bringt die Digitalisierung für Familien und Ältere?
Eigentlich sind es die gleichen Effekte, wie bei den persönlichen Vorteilen. Es wird das Gemeinsame betont, ohne die Persönlichkeit und Privatssphäre in Frage zu stellen. Ob die Formlosigkeit in Familie und am Arbeitsplatz vorteilhaft gesehen wird, hängt damit zusammen, ob es noch zusätzliche Werte gibt.
Allerdings sind die Veränderungen durch Digitalisierung am deutlichsten in der Familie wahrzunehmen. So wird lieber online eingekauft, als im Laden um die Ecke.
Insgesamt bedingt Digitalisierung auch Mitbestimmung und Demokratisierung von Produkten und Dienstleistungen. Neue Märkte können entstehen, wenn liberalisiert wird (Taxi). Es sind ad-hoc Entscheidungen bei vollständiger Transparenz (prinzipiell) möglich.
Ich glaube ebenfalls, dass Familien über Entfernungen verbunden sein können und gemeinsam Anlässe (Hochzeit, Geburt, Urlaub) erleben können. Gleiches gilt für Ehepartner, da es durch die Digitalisierung keinen lebenslangen Arbeitsplatz und ortsgebundene Aufgaben mehr geben kann. Ein regionales Arbeiten in weltweiten Teams ist dagegen Realität.
Programmieren in der Grundschule, das gesamte Faktenwissen der Welt in der Suchmaschine. Wie sollte Bildung der Zukunft aussehen?
Lohnintensive Elektronik-Bauteile stammen aus Asien und Software aus Indien. So sieht die Innovation und Marketing aus den USA aus; Europa hat keine Gründer mehr. Wenn immer mehr Hardware durch Software virtualisiert wird, NUTZEN wir zwar Technologien, beherrschen sie jedoch nicht. Vorbilder gibt es eher im Musik- und Filmgeschäft, denn als Software Gurus. Es ist an den Konsumenten, sich für die IT-Grundlagen zu interessieren.
Wir sollten jedoch Innovation nicht als me-too Produkte (Suchmaschine, Navi System) in Europa verstehen, sondern Technologieparks, Venture Capital und Freude an Technik aktiv fördern (Jugend forscht). In Schule-Wirtschaft-Kooperationen sollten langfristige Software- und Datenbank-Grundlagen vermittelt werden (Praxisbezug, Big Data).
Es gibt mit n-21.de interessante Ansätze über Open Source Lern- und Entwickler-Tools zur Verfügung zu stellen. Warum gibt es keine freien Hotspots auf Schulhöfen?
Die kindliche Neugier und Begeisterung MUSS genutzt werden, bevor später nur Gamer produziert werden.
An jedem Ort arbeiten können und ständig erreichbar sein. Was bedeutet das für Arbeiten im Digitalen Zeitalter?
Aus meiner Sicht: nicht ständig erreichbar sein zu müssen, sondern eine neue Art der Personen-bezogenen Kommunikation. Der Austausch von Unterlagen und das gemeinsame Bearbeiten in Projekten ermöglicht eine stressfreie und vorbereitete Arbeitsteilung. Genauso, wie nicht jederzeit und nur im Büro kreative Ideen entstehen, kann man diese jetzt überall recherchieren, kommentieren und archivieren. In Gruppen oder öffentlich kann Weiterentwicklung stattfinden. Der Wert an Informationen und digitaler Infrastruktur ist für ein Land ohne Bodenschätze, wie Deutschland, extrem bedeutend (Zukunftstfähigkeit).
Wir haben gelernt mit TV, Fax und Brief umzugehen und die Wahl des Kommunikationsweges nach dem Einsatzzweck zu wählen. Das trifft auch für Mail und Mobil-Telefon zu. Die sog. Generation-Y ist mehrheitlich multitasking-fähig.
Ständig erreichbar meint nicht ständig abgelenkt. Auch hier gibt es Nachrichten-Speicher in denen zeitversetzte Kommunikation möglich ist. Mit digitaler Infrastruktur ist jedoch auch arbeiten im Park oder im Hotel möglich. Diese Optionen ermöglichen Zeitkonten, sowie eine erfüllte work-life-balance, dito Familien- und Kinderfreundliche Aufteilung.
Was müssen wir im digitalen Zeitalter tun, damit unsere Wirtschaft erfolgreich bleibt?
Es sind die offenen Rahmenbedingungen und (finanzielle) Industrie4.0 Förderprogramme, um u.a. auf dem Hallenboden und nicht nur in der Verwaltung den digitalen Wandel voranzutreiben. Zum Verständnis: Bürokratie-Abbau und e-Government sind lediglich begleitende Massnahmen. Eine Wirtschaftsförderung ist stets regionale und langfristige Standort-Politik. Es geht um Infrastruktur, Forschungs- und Bildungsumfeld. Am liebsten ist all dieses ein Partei-übergreifender Konsens.
Während Heimarbeit und die Vereinbarkeit Familien-Beruf gerade durch VPN-Verbindungen erst ermöglicht werden, sollten besonders Misch-Gewerbegebiete und Quartiere gefördert werden. Eine Festanstellung sollte genauso erstrebenswert sein, wie ein Netzwerk an Freelancern in Projekten.
Wirtschaften wird hochgradig mehrschichtig erfolgen. Der Faktor Logistik in einer schnell-lebigen Abwicklung entscheidend. Dementsprechend gilt es die Kontrakt-Logistik und voll-elektronische Abwicklung zu fördern. Auch die städtischen Infrastrukturen müssen schnellstens All-IP sein.
Die Digitalisierung schafft Chancen und birgt Risiken. Von der SPD erwarte ich, dass…
Fachkunde und keine generellen Regelungen, da tatsächlich jede Branche ihre individuellen Prozesse hat. Als Vorbild könnte die SPD in Schulpolitik und eigener Administration bewusst auf Open Source setzen. DAS fördert Vielfalt. Gegen „Schubladen-denken“ hilft: möglichst alle Umsetzungspartner (IT, Gesundheitskassen, Mitarbeiter-Vertretung) einzubinden; vergleichbar der Agenda21 Durchführung.
Gerade um Begleitthemen, wie Gender und Diversity, sowie Re-Sozialisierung und Sucht ebenfalls zu vertreten, ist eine Führung durch Forschung und Lehre m.E. notwendig. Hier muss die Kameralistik der Investitionslehre weichen.
Digitalisierung ist gesetzt; Risiken aus Angst sollten offen, gesellschaftlich diskutiert werden. Dazu muss man klarstellen, dass sich auch Berufe und Arbeitsbedingungen wandeln. Es braucht insgesamt eine freudige Aufbruch-Stimmung (zumindest in OWL und der Generation Y).
Die Chancen für Firmen und Menschen dank Digitalisierung sind diese Mühe wert! Die Bürger und Familien-Unternehmer erwarten Ihr Engagement und Begleitung!
Moin Udo (westfälische Grussformel),
in der Tat ist Digitalisierung stark vom politischen und wirtschaftlichen Wollen einer Stadt abhängig. Wir bemerken dies hautnah zwischen den Städten Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück. In Rheda-Wiedenbrück werden aktuell in Verwaltung, öffentlichen Plätzen UND Schulen freie Zugänge mittels Freifunk (http://guetersloh.freifunk.net/) bereitgestellt; hier tut sich die Kreisstadt Gütersloh sehr schwer und handelt sich deutliche Standortnachteile für die heutige und zukünftige Städteplanung ein.
Bei allen kommunalen Projekten reicht es eben nicht, das Kürzel SMART voranzuschreiben, sondern es tagtäglich umzusetzen, etwa beim Strassenbau Leerrohr und Leitsysteme fürs autonome Fahren einzubauen, siehe: OWL Digital (http://www.gt-info.de/index.html?site=Top+Thema&mgid=82&tid=788).
Fazit: es passiert, wenn alle an einem Strang ziehen….
Gruss nach Darmstadt 🙂
Jan