Das nachfolgende Frage-Antwort-Interview entstand im Rahmen einer B2B- Studie #whitepaper
Mit welcher Zielsetzung nutzt ihr Unternehmen Social Media?
Als wir begonnen haben, uns im kommunikativen Raum zu bewegen, konnte man zu Recht vom #Neuland Begriff sprechen! Was heute mit Web2.0, Industrie4.0 oder Enterprise2.0 bezeichnet wird, war zunächst ein Sammelsurium verschiedenster Anbieter mit jeweils unterschiedlicher Menüführung und Parametern. An Cross-Plattform-Publishing oder CI-Standardisierung gar nicht zu denken. Es war dieser Wunsch mitreden – mitgestalten zu dürfen, zunächst gegenüber dem eigenen Nachwuchs, heute Generation Y genannt. Eher ziellos, aber mit ganz viel kindlicher Neugier und persönlicher Lernkurve! Erst später waren ja Firmen-Fanseiten und die nahtlose Anbindung oder Berichterstattung via smarten Mobilgeräten möglich. Durch unsere frühe Beschäftigung mit den unendlichen Optionen, Kanälen und Formaten fiel es uns später sehr viel einfacher multimediale Lern- und Katalog-Umgebungen zu konzipieren. Ob Volltext-Suche oder semantische Webseiten: alles gelebt; keine Fremdwörter. Überhaupt haben wir uns sehr früh die Frage gestellt: was bringt uns die Digitalisierung in der zwischenbetrieblichen und internationalen Zusammenarbeit. Ein Aufspaßen der Kunden durch Social Media ist schwer, denn es bedingt die eigene Person und Standort in Frage zu stellen, sich situativ die Clown-Maske aufzusetzen. So haben wir die Tugend gewählt, es für uns selbst, maximal für unsere Alumni zu veranstalten. Da Social Media auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruht ist niemand genötigt unsere Beiträge zu lesen, darf aber den Dialog gern aufnehmen und den Ball zurückspielen! Ob sich durch Broadcast eine Information auf möglichst vielen Kanälen besser verbreitet, als durch einen angeforderten Newsletter mag jedes Unternehmen für sich und seine Branche selbst entscheiden. Wir haben den Weg gewählt, nie zu duplizieren, sondern Text, Audio und Bild Themen- und Kanalspezifisch anzubieten. Genauso, wie in Unternehmen niemals nur der Qualitätsbeauftragte allein für Qualität verantwortlich ist, sondern dies eine Gemeinschafts-Arbeit darstellt. Wir wollen unsere Mitarbeiter ermutigen und Vorbild sein. Mittlerweile Selbstläufer, können die Führungskräfte die Plattformen, Foren und Kanäle den wahren Fachleuten und Experten unter den Mitarbeitern übertragen. Einen Missbrauch der übertragenen Verantwortung hat es nie gegeben. Eher stellen wir eine Aufwertung der Fachkompetenz im Sinne der Arbeitsplatz-Bereicherung fest. Es gibt keinerlei Beschränkungen im Webzugriff und BYOD ist durch ein unternehmensweites WLAN erwünscht. So erstaunen unsere Azubis nicht nur ihre IHK-Prüfer, sondern auch ihre Vorgesetzten durch Prezi Vorträge…
Anfänglich hatten wir erträumt, dass interaktive Mediennutzung möglichst bald mitreißend genutzt wird. Heute sind wir mehr als begeistert, dass Technologie und Lernumfeld so breit angenommen wird. Dies vor dem Hintergrund, dass sich interne Wikis oder externe Communities nicht selbst bevölkern und mit Leben füllen. Für alle mitgeltenden Unterlagen und als Projekt-, sowie Prozess-Begleitung sind sie unentbehrlich. Web2.0 haben wir erlebt, um E2.0 umzusetzen.
Seit wie vielen Jahren nutzen Sie Social Media? Wie verlief der Start? Welche Schwierigkeiten / Probleme mussten überwunden werden?
Durch unsere gelebte Praxis der letzten 6 Jahre dürfen wir heute auf Verbands- und Erfa-Kreis-Ebene die erfahrene Offenheit mit Dankbarkeit widerspiegeln. Teilen und Open Source prägen nicht nur unsere Software-Projekte, sondern auch unser tägliches Handeln. Das typisch geschäftliche Konkurrenz-Verhalten ist einem fairen Miteinander und Transparenz gewichen. Wir haben gelernt, dass wir mit den neuen Werkzeugen mehr im Team erreichen, dokumentieren und assoziieren können. Daher sprechen wir von Lernpfaden und Aufbrechen von Hierarchie- und Abteilungsgrenzen. Wir haben möglicherweise den Punkt des no-return, ebenso wie jenen der persönlichen Bedrohung in Rang und Karriere überwunden. Social Media Arbeitsweisen haben Wissens-Im- und Export, sowie ein gezieltes Teilen ermöglicht.
Insgesamt verlief der Start, wie auch der Realbetrieb nahtlos. Nach wie vor, ist niemand gezwungen, die neuen Arbeitsweisen zu nutzen, jedoch hat sich sein Umfeld mittlerweile in eine Informations-Hol-Schuld gewandelt. Dazu tragen auch die vielen Cloud Lösungen, sowie ein konsequentes IT-Outsourcing im Hause bei. Wenn Intra- und Internet verschmelzen, dann erlauben wir die eigenverantwortliche Nutzung von kreativer und operativer Arbeitszeit. Zu jedem Zeitpunkt, sowie von jedem Standort lassen sich Erkenntnisse erschließen und Hardware ansprechen. Das Prinzip von Industrie4.0, sowie dem Internet der Dinge.
Unsere nächsten Schritte gehen vom vernetzten Büro, über das vernetzte Auto zum vernetzten Haus mit kollaborativer, selbstverständlicher Kommunikation.
Akzeptanz-Schwierigkeiten gab es auf unserem Weg der Wandlung keine, vielmehr fühlten wir uns von der Erwartungshaltung und Umsetzung im Privatleben oftmals bestätigt. Es ist die Summe an privaten und geschäftlichen Vorteilen, die unsere Transformation noch beschleunigt. Zweifel am eingeschlagenen Weg gab es nie.
Wie zufrieden sind sie mit Social Media im Hinblick auf ihre Zielsetzungen?
Die einfachste Antwort lautet: „der Weg ist unser Ziel, wir haben uns auf den Weg gemacht!“ Die ausführliche Antwort ist: „wir haben das Klavier spielen gelernt und sind in der Lage situativ das geeignete Social Media Werkzeug zu nutzen!“
So wie wir Produkte-von-Menschen-für-Menschen herstellen, sind wir Meister im Geschichten erzählen geworden. In einer Zeit, in der Produkte und Dienstleistungen immer vergleichbarer wurden, können wir durch Hintergrund- und Mehrwert-Informationen punkten. Die vielfältigen Erfahrungen unser Mitarbeiter aus Ehrenämtern und im Bekanntenkreis können diese nun zum Wohl der Firmengruppe einsetzen; ein Themen-Monitoring mit zeitnahem Feedback ist automatisch gegeben! So zufrieden wir mit den eigenen Erfolgen sind, so unzufrieden sind wir mit deren Nutzung in Institutionen und Branchenverbänden. Längst kann eine Bereicherung im Weiterbildungs- und eGovernment Sektor hierdurch erfolgen! Es gibt keine schadhafte Kommunikation, sofern man Ehrgefühl und Werte nicht verletzt…. Warum mussten wir Mediennutzung erst durch den Zusatz sozial aufwerten, wenn es doch ein Grundbedürfnis/Menschenrecht ist, sich auszutauschen?
Der „alte Wein in neuen Schläuchen“ sorgt für eine Sonderkonjunktur in Beratung und Gestaltung, obwohl er nur eine Facette im Marketing-Mix darstellt. Wichtig erscheint uns der zeitweise Blick in den Rückspiegel, um die Umgebungs- und Umsetzungs-Geschwindigkeit überhaupt wahrzunehmen. Social Media ist längst hoffähig geworden und auch keine Geheimwaffe mehr. In Zeiten von Big Data dient es als Trendbarometer und News-Aggregator auf allen Ebenen der Unternehmung. Unser Motto: „Wissen ist nicht mehr nur für Entscheidungsträger“ deutet an, dass der Innovations-Wettbewerb unsere Überlebens-Strategie geworden ist. Handfeste Vorteile haben Unternehmen, deren Mitarbeiter jederzeit auf Sendung sind. Interessanterweise berücksichtigen wenige Kennzahlen den Gewinn an Entscheidungs-Klarheit und Geschwindigkeit. Auf die Frage nach Zielsetzung, muss man jedoch erst Ziele setzen (in der Lage sein).
Welches ist der für Ihr Unternehmen wichtigste Kanal und warum?
Die Antwort fällt schwer, denn sie hat einen hohen Personenbezug. Wie zur Schulzeit gibt es Lehrer, die für ein Fach begeistern oder auch trockene Turbo-Kreidetafel-Schreiber, die jede Begeisterung lebenslang durch ihre Art ersticken. So gibt es begnatete Podcast Erzähler, die von einem Youtube Video vor lauter Lampenfieber lieber ganz die Finger lassen. Fazit: das Gesamtbild unser Unternehmens-Kompetenz und Kommunikation lebt von seinem Facettenreichtum und auch vom trockenen Charme einer klassischen Presse-Erklärung.
Niemals darf man das Wikipedia Prinzip aus Reichweite und Mitwirkung unterschlagen: selbst bei wenigen Blog-Kommentaren kann die Breitenwirkung in Suchmaschinen gigantisch sein. Allein daraus ergibt sich ein Bild vom Unternehmen für die Mangelware Fachkräfte und Azubis.
Als international prägend werden unsere Aktivitäten in LinkedIn und Google Plus wahrgenommen. Dies mag mit der Klarnamen-Pflicht für B2B Beiträge begründet sein. Facebook, Twitter oder Pinterest finden Zuspruch im B2C Umfeld. Wir stellen besonders bei unser Zielgruppe dem Handwerk, eine ausgesprochen abwartende Haltung fest. Bei anderen Zielgruppen hat der Chat die klassische Mail abgelöst. Auf der anderen Seite googeln wir ausdrücklich keine Bewerber, sondern nur Firmen und Dienstleistungen. Dieser Ethik-Code mag nicht in allen Firmen Anwendung finden.
Die Maßstäbe an Intimität der Kommunikation im Privatbereich sind zudem erneut unterschiedlich zum geschäftlichen Branchenumfeld. Wer mehr Datenschutz fordert, sollte m.E. nicht die Mitarbeiter-Kunden-Kommunikation beschneiden, sondern Prahlerei auf Verbandstreffen untersagen.
Eine Bewertung einer Aussage in sozialen Medien bedingt die Kenntnis der Situation. Gerade offene Plattformen leben vom spontanen, emotionalen Meinungsaustausch. Hier hilft die Kennzeichnung als Eigenmeinung, die dem Unternehmen nicht gefallen muss. Daher unterscheiden wir bei Westaflex Plattformen mit klarem CI und Foren zum zwischenmenschlichen Meinungsaustausch. Unsere Mitarbeiter sind gehalten, sich im einen Fall erkenntlich zu geben, im anderen Fall dürfen Alias-Identitäten genutzt werden.
Wie viel Zeit wird im Unternehmen täglich für Social Media verwendet?
Längst sind mit der Monitorgrösse auch der Zeitanteil Arbeitsaufenthalt in sozialen Netzen gestiegen. Es gehört dazu, dass am Arbeitsplatz die Flatrate für Handy-Updates genutzt wird, sowie nebenher die Abstimmung mit Familie und Freunden erfolgt. Was in alter Zeit die „Boss Taste“ im Leisure Suite Larry Spiel war, erfolgt heute unverkrampft synchron. Die Grenzen zieht die Arbeitssicherheit, wenn in der Produktion Gefahren von Maschinen und durch Flurfahrzeuge nicht mehr wahrgenommen werden. Während im Büro jedoch ERP-Hersteller mit Widgets den Arbeitsalltag bereichern, so ist dies im Fertigungsbereich das ständig laufende Cassetten-Radio. Ohne Ablenkung lässt sich ein Arbeitstag, so scheint es, nicht bewältigen. Wer dies als digitalen Stress empfindet kann sich ihm durch Nicht-Inanspruchnahme entziehen, ein Verbot wie etwa beim Nichtraucherschutz wird es wohl nicht geben.
Fazit: die produktive Arbeitsleistung gliedert sich in Intra- und Internet-Nutzung auf. Sofern im Frontend nicht ersichtlich, arbeiten wir heute schon mehrheitlich außerhalb der Firmen-Serverstruktur.
Wie messen Sie Erfolg in Social Media?
Wir monitoren Meinungen und Trends; Erfolgsmessung machen wir nicht. Dazu fehlen Kenntnisse und Werkzeuge. Da die Ausgaben und Aufwände für Webauftritt und Webnutzung dem Marketing-Budget des Geschäftsbereiches zugerechnet werden, besteht ein Eigeninteresse Mitarbeiter-Aktivitäten zu lenken und so zu koordinieren. Längst ist der Kundendialog ein Kriterium im jährlichen Mitarbeiter-Fördergespräch. Es gibt so etwas wie eine Web-Führerscheinprüfung.
Leider lässt sich über die Kurzlebigkeit von Beiträgen in Monatszeitschriften und durch die Schnelllebigkeit im Web keine Bezugsgrössenbasis etablieren. Social Media ist Bauchgefühl, das manchmal zu viralen Erfolgen führt. Selbst die Kopplung von Druck- und Weberzeugnissen mit QR-Aktionscodes erlaubt nur Momentaufnahmen. Für Meinungsumfragen in unsere Branche eignet sich das Web nicht, was wir etwa mit Gamification im Fall unser Apps ausprobiert haben. Eine Bekanntheits-Korrelation sehen wir für Blog-Beiträge auf fremden und dem eigenen Weblog. Wir haben allerdings auch noch nie Facebook oder vergleichbare kostenpflichtige Promotion betrieben.