Fazit: Die Generation Stress des alten Jahrtausends wurde abgelöst von der neuen Generation Boss – in deren Erwartungsgesellschaft es kein Ende gibt. Deshalb wird unsere Zukunft großartig, weil wir das erwarten und dadurch zu unseren eigenen Paparazzis werden! Leben wir, als gäbe es kein Heute. Und es gilt: Du bist niemals besser als deine nächste Leistung. Vergiss, wer du bist. Wichtig ist, wer du sein wirst.
Westaflex wird häufig als Fallbeispiel angeführt, wenn es um Social Media im B2B-Bereich geht. Was macht Ihre Kommunikation so anders und damit erfolgreich?
Es ehrt uns natürlich, derart prominent wahrgenommen zu werden. Allerdings ist dies das Ergebnis eines langen Weges und war keinesfalls planbar. Wir nehmen allerdings wahr, dass immer weniger Leser, also Interessenten und Kunden, sich über unsere Fachaussagen auf der Homepage oder in Zeitschriften informieren. Die Herstellersicht gilt als tendenziell voreingenommen und unehrlich. Diskussionen um Produkte und Dienstleistungen, sowie Trends fanden auf Foren oder in sozialen Netzwerken statt, so dass unser Ziel war, Glaubwürdigkeit aufzubauen.
Es sollte grundsätzlich jeder Mitarbeiter, Kunde und Marktbegleiter im offenen Dialog zu uns stehen; für jeden einsehbar und öffentlich transparent. Dies spiegelt ebenfalls unser offenes Betriebsklima, Meinungsvielfalt und den kollaborativen Innovationsprozess der Unternehmensgruppe wider. Erfolgreich sind wir deshalb, weil wir die richtigen, teils auch unangenehmen Wahrheiten thematisieren und gemeinsam eine nachhaltige Lösung/Strategie finden.
Sie sind selbst im Web vertreten. Unterstützt Sie ein Team bei der Kommunikation? Wieviele Personen kommunizieren für Ihr Unternehmen und wie organisieren Sie die gemeinsamen Aufgaben?
Westaflex ist von Neugier und Experimentierfreudigkeit geprägt. Wir verschenken unser Fachwissen in Form von Apps und freien Software-Entwicklungen bspw. im Bereich der Haustechnik oder betrieblichen Weiterbildungskursen auf Open Source Basis. Wer Nutzen gibt, erntet Vertrauen. Grundsätzlich ist jeder Mitarbeiter angehalten, im Rahmen seiner Neigungen und Arbeitszeit als Markenbotschafter aufzutreten.
Nach BYOD sehen wir den Trend Bring-your-own-App, den wir mit multimedialen Hardware-Angeboten unterstützen, da das mobile, cloud-basierte Miteinander unsere Zukunft im Generationen- und Anspruchswandel sichert. Jeder Mitarbeiter bringt also auch seine zwischenmenschlichen Kompetenzen und Geschichten in die bislang sehr print-orientierte Unternehmenskommunikation ein. Daraus entstanden Audio- und Video-Interviews, Zielgruppen-Blogs und offline Kamingespräche an Kammern und Universitäten.
Zunächst kommt der Spaß an der Sache und das Interesse am Austausch, welches jeweils gern finanziell und zeitlich von Westaflex unterstützt wird. Die Themen suchen sich die Fachgruppen eigenständig.
Wie bewerten Ihre Mitarbeiter, dass die Geschäftsführer selbst die Kommunikation über Social Media betreiben?
Auf den ersten Blick ist es sicherlich ungewöhnlich, mit dem Chef auf Facebook befreundet zu sein, wie etwa Kinder mit ihren Eltern. Auf der anderen Seite waren es gerade unsere Kinder, die uns und viele ältere Bereichsleiter zur Nutzung der sozialen Medien hingeführt haben. Es ist der Wunsch nach Direktansprache und das Erleben von Gemeinschaft, so dass mittlerweile Medienkompetenz auf allen Ebenen vorhanden ist.
Genauso, wie Social Monitoring somit selbstständig von Mitarbeiter-Teams statt einer Zentralabteilung übernommen wird. Etwa zu vergleichen mit unserem Qualitätsanspruch der zunächst vorgelebt wurde und heute zu den alltäglichen Werten der Zusammenarbeit gehört. Es gibt also nicht „den QS-Beauftragten“, sondern jeder sorgt dafür. Genauso gehört die interaktive Kommunikation jetzt zum Allgemeingut. Heutzutage freuen wir uns, Themen und Aspekte begleiten zu dürfen, die jedoch seit langer Zeit als Selbstläufer durch unsere Mitarbeiter getragen werden. Social Media ist, nicht nur für die Geschäftsleitung, kein Selbstzweck sondern Mittel zum Zweck.
Der Westaflex Fanclub hat auf Facebook zahlreiche Fans. Was bieten Sie den verschiedenen Zielgruppen? Wen sprechen Sie dort an?
Zunächst ist es sicherlich entscheidend, dass es dort menschelt und der Tratsch genau wie das Fachgespräch dort stattfinden darf. Es ist das Gespräch beim Bäcker um die Ecke, bei dem Meinungen ausgetauscht und Freundschaften geschlossen werden. In diesem Fall mit internationaler Reichweite, bei der die gleichen Regeln des sogenannten gesunden Menschenverstandes gelten.
Natürlich wissen wir über die Langfristigkeit der Datenspeicherung bei gleichzeitiger Schnelllebigkeit der Aussagen. Insofern erzeugt manche Betrachtung aus späterer Perspektive Heiterkeit, da sich Themen- und Erkenntnisstand komplett gewandelt haben.
Facebook ist Trendbarometer und Treffpunkt für potenzielle Praktikanten und Azubis der Westaflex Gruppe. Es ist aber vor allen Dingen frühe Mitarbeiterprägung und stellt sicher, dass wir im Rennen um Talente deren Aufmerksamkeit gewinnen. Heute merken wir, dass für den fachlichen Austausch Geschäftsnetzwerke und Google Plus immer wichtiger werden, während Twitter, Pinterest oder Facebook für ein gewisses Grundrauschen sorgen.
Auch bei Google+ haben Sie viele Fans. Kommunizieren Sie dort andere Themen oder in anderer Tonalität?
In den Anfängen des sozialen Web haben auch wir es uns einfach gemacht und gleiche Informationen/Inhalte identisch auf möglichst vielen Plattformen platziert. Daraus ist mittlerweile ein differenziertes Kommunikationsverhalten je nach Dialog-Kanal entstanden. So zählt bei Google+ besonders Interaktivität und Sachlichkeit, während Facebook in Bereichen oberflächlich und verspielt daher kommt, eventuell als LagerfeuerEffekt während der Abendstunden und TV-Konsums genutzt.
Wir leben in Zeiten, in der Reputation erarbeitet und nicht gekauft werden kann. Daher wird Google Plus gerade für Marken deutlich an Bedeutung zulegen. Da Westaflex mit den Google Business Apps arbeitet, war es für uns eine natürlich Ergänzung der Reichweite und Optionen. Wir glauben, dass ganzheitlich integrierte, mobile Ansätze einen großen Vorteil haben, da die Lernkurve im Gegensatz zu Einzelanwendungen dramatisch schneller verläuft. Google spielt für uns bereits heute eine größere Rolle als Microsoft mit seinen Möglichkeiten aus Hard- und Software.
Welche Rolle spielt Ihr Blog im Medienmix?
Die Nutzung von Blogs gehört zu den Grundfähigkeiten der Bedienung von Redaktionssystemen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Blogs den Einstieg in Wikis und Enterprise 2.0 darstellen, sowie Grundlage von Newsroom-Plattformen sind. Im Fall von Westaflex war unser Blog die erste Kulturtechnik, die es im multimedialen Web zu erlernen gab. Heute ist er Teil eines single-signon und gleicher Menüführung.
Unser Blog wurde mehrfach neu aufgesetzt und neuen Ansprüchen angepasst, so etwa für die Darstellung auf mobilen Endgeräten. Leider haben Funktionen, wie Blogroll und Blogparade, über die Jahre an Nutzung und Bedeutung verloren. Allerdings ist ein Wandel von Personen-Darstellung zu Fachblogs erfolgt, um Expertenstatus zu begründen. Sämtliche Medien sollten langfristig zu einheitlichem Layout und Bedienung führen.
In Ihrem Newsroom kann man auch Podcasts hören. Finden diese eine Hörerschaft? Welche Themen bereiten Sie auf?
Nachdem unser Newsletter durch Audiocast-Abos beerbt wurde, sehen wir heute den Trend zu selbstbestimmten LernUmgebungen bspw. im Moodle-Format. Erstmals können viele Sinne, unabhängig von Ort und Zeit, angesprochen werden, Inhalte zu erleben und zu erfahren. Ein Podcast ist der Einstieg ins Geschichtenerzählen mit Storyboard und Regie-Gesetzmäßigkeiten. Es empfiehlt sich zunächst, auf professionelle Studiotechnik zurück zu greifen, bevor man eigene Aufnahme-Geräte anschafft. Nicht jeder begnadete Erzähler hat die Eignung zu Video-Aufzeichnungen, so dass gesprochene Interviews ihr eigenes Publikum haben.
Wenn externe berufliche Weiterbildung nur geringe Umsetzungseffekte hat und häufig als Belohnung statt als Notwendigkeit eingesetzt wird, gehören SelbstLernUmgebungen nach Elternzeit oder zum Nachweis betrieblicher Belehrungen zum Mittel der Wahl. Anhand der zusammengestellten Kanäle im Newsroom zeigen sich die schnellen Trends. So wird Flickr von Pinterest verdrängt usw.
Viele B2B-Unternehmen zögern noch. Welche Argumente sprechen für den Schritt in Social Media?
Prinzipiell zeichnet Kunden-Orientierung nicht die Branche, sondern die Kommunikation von Mensch zu Mensch aus. Da wir Produkte und Dienstleistungen von Menschen für Menschen herstellen, sprechen wir bereits von H2H (human2human). Westaflex hat nur positive Erfahrungen und Hilfestellungen aus dem Internet erhalten. Angst gegenüber Neuen Medien entsteht aus Unkenntnis und dem Wunsch, Dialoge und Kommunikation kontrollieren zu können. Hierarchielos und tabufrei zu diskutieren, bedeutet kein Schuldeingeständnis, dass die eigene PR-Abteilung bedeutungslos wurde.
Medien wie Mails werden sich zu Chats wandeln und die Bedeutung von Information wird nicht mehr nur den sog. Entscheidungsträgern vorbehalten sein. Die schnelle Art der Kommunikation wird die Grenzen intern und extern verschmelzen sowie Arbeit und Freizeit integrieren. Um Mitarbeiter, Kunden und bspw. Investoren zu erreichen, wird Web 2.0 unverzichtbar.
Meines Erachtens werden heute mehr Internas bei Verbandstreffen als auf Facebook preisgegeben. Vielleicht sollten Unternehmer von twitternden Politikern lernen…
Nutzt Ihr internationales Unternehmen Social Media auch für die Interne Kommunikation?
Das größte Potenzial liegt in der Internen Kommunikation; dies jedoch mit den gleichen und bekannten externen Werkzeugen. Interne Kopien von Facebook oder Xing aufzubauen, ist sinnlose Mühe und wird von den Mitarbeitern nicht angenommen. So nutzen wir bspw. bei der Interaktion mit unseren Lieferanten Browser-Apps, die als Treffpunkt Cloud-Datenspeicher anwenden. Das erspart Investitionen in Infrastruktur und Authentifizierung, da auf Open-ID Profile und geschützte Webformulare gesetzt wird. Statt hoher Kosten kommen Projekt-Neuentwicklungen automatisch allen Mandanten zugute.
Die interne Datei-Ablage nach Name und Laufwerkspfad wurde durch Web 2.0 Verschlagwortung und Volltextsuche ergänzt, genauso wie Projektordner jegliches Bild-, Ton-, Text- und Video-Material beinhalten. Es sind erstmals Lernpfade und Teambildung standortübergreifend möglich. Gleiches gilt für die schnelle Adaptation von Landessprachen, Organigrammen und Sonder-Organisationsformen mit Lizenzfreier Software selbst organisiert.