In meinen Vorträgen über Social Media stelle ich immer wieder gerne die These auf, dass es bei Social Media Marketing nicht darum geht, dass wir mehr Medien-Kompetenz aufbauen müssen. Auch Marketing-Kompetenz ist genügend vorhanden. Das, was dringend erforderlich sein wird, ist eine Weiterbildung in Sozialer Kompetenz.
Wir stecken plötzlich alle auf engstem Raum zusammen in einem Fahrstuhl, und es gibt nur noch wenig Raum für den Einzelnen. Ob dieser Fahrstuhl nach oben oder unten fährt, tut nichts zur Sache. Fest steckt er nicht.
Wir rücken uns alle auf die Pelle und das erfordert Soziale Kompetenz.
Soziale Kompetenz bedeutet vor allen Dingen nicht: Party 24/7.
Soziale Kompetenz bedeutet in erster Linie, dass wir dem anderen mit Respekt begegnen und in allererster Linie seine (menschliche) Würde respektieren.
- Soziale Kompetenz bedeutet nicht, dass wir alle staunen und verharren, wenn auf einer Party plötzlich jemand heulend den Raum verlässt.
- Soziale Kompetenz bedeutet nicht, dass wir alle grinsen und zuschauen, wenn auf einer Party plötzlich jemand die Nerven verliert und durchdreht.
- Soziale Kompetenz bedeutet nicht, dass wir uns tuschelnd in Ecken verkriechen, wenn Fremde oder Andere den Raum betreten.
- Soziale Kompetenz bedeutet nicht, dass wir auf einer Party einen großen Kreis bilden und die beiden auch noch anfeuern, die aufeinander losgegangen sind.
- Soziale Kompetenz bedeutet vor allen Dingen nicht, dass wir die alleine lassen, die geschwächt in der Ecke sitzen oder auf der Tanzfläche zusammensacken, weil sie die Kraft verlässt.
Und auch das noch: Soziale Kompetenz ist natürlich auch die Zwillingsschwester von Emotionaler Kompetenz. Emotionale Kompetenz bedeutet in erster Linie, dass wir die Gefühle des anderen wahrnehmen und respektieren. Und unsere eigenen.
Wenn wir uns in Facebook, Twitter, auf der Straße, im Büro oder Partys begegnen, ist es ein leichtes, in den meist sonnigen Momenten freundlich, fröhlich und auch respektvoll miteinander umzugehen.
Sobald aber die kleinen Schatten kommen, sind wir gefordert.
Und wenn die großen Schatten kommen, sind wir herausgefordert.
Dann heißt es: Durchatmen, Nerven behalten, Cool bleiben. Vielleicht muss auch jemand traurig werden, seine Wut spüren oder auch verwirrt im Kreis laufen. In jedem Fall sollte gelten, dass die Würde eines jeden unangetastet bleibt und wir uns mit Respekt begegnen.
Und da wir im allgemeinen große Herzen haben, ist es auch überhaupt nicht schlimm, wenn diese Grenzen hier und da, dann und wann mal ungalant oder tollpatschig mit halbem Fuß übertreten werden. Damit wir Grenzen wahrnehmen, müssen wir logischerweise immer mal wieder in deren Nähe kommen.
Take care.