Ich erzähle Euch von Facebook. Da passah folgendes.
Es ist schon Monate her, da habe ich einen Beitrag gepostet, der ziemlich so lautete: „Ketchup statt Mayo.“ Darufhin hat mir René W. (das ist gar nicht sein/ihr richtiger Name) geantwortet: „Noch so ein Post, und ich kündige Dir die Freundschaft.“
Wie Ihr wisst, poste ich seit dem nur noch politisch relevantes, kulturell erhabenes und gesellschaftlich respektables. Man Ich will ja keine Freunde verlieren. Ich hatte Angst,
Heute, viele Monate später, dreht sich die Geschichte: Luise P. (das ist gar nicht sein/ihr richtiger Name) postet regelmäßig Posts, die mich ein bißchen aufregen. Ein kleines bißchen. Aber nicht alle Posts.
Ihr müsst wissen, dass Luise P. zu den Menschen in meinem echten Leben gehört, die man eher selten trifft. Aber sie ist eine gute Bekannte, und jedesmal wenn wir uns eher zufällig begegnen – meistens in der Paderborner Innenstadt – freue ich mich vorbehaltlos und herzlich über das dann stattfindende kurze Gespräch. Herzlicher, erfrischender Smalltalk. Das gibt es ja auch anders. Außerdem: Wir kennen uns schon viele, viele Jahre.
Heute aber postet Luise P. regelmäßig Posts, die mich ein bißchen aufregen. Ein kleines bißchen. Aber nicht alle Posts.
So gehe ich in mich und prüfe die Alternativen:
- Aushalten
- Mitteilen
- Freundschaft kündigen
- Mehr fällt mir nicht ein
Alternative (3) ist mir zu brachial, Nummer (1) zu gefährlich. Man Ich weiß ja nicht, wie es weitergeht.
Eine gute Freundschaft muss aushalten, dass man ab und zu laut ausspricht, was man leise denkt. Eine gute, jahrelange Bekanntschaft – so denke ich – auch. Meine Wahl fällt auf (2). Ich schreibe:
„Hallo Luise, ich möchte Dich wissen lassen, dass Deine Posts irgendwie PIEP und Facebook verstehe ich eher so, dass PIEP und daher möchte ich Dich wissen, lassen, dass Deine PIEP Posts mich ein bißchen aufregen. Ein kleines bißchen. Aber nicht alle Posts. Möglicherweise nimmst Du mir das übel, aber ich wollte Dich das wissen lassen.„
Ich lasse aus, dass ich darüber nachdenke, ihr die Freundschaft zu kündigen, wie René W. mir das angedroht angeboten hatte. Darüber denke ich nämlich auch überhaupt nicht nach. Muss ich auch nicht.
Kurz nach meiner Nachricht kündigt mir nämlich Luise die Facebook-Freundschaft und blockt mich. Vermutlich auf Lebenszeit.
Sie hat wohl ihre Alternativen geprüft und ist wohl überlegt zu diesem Schnitt durch die virtuelle Kehle gekommen.
Nun sitze ich vor dem Fernseher, blogge dieses Blog, schaue hin und wieder zu Manchester City gegen FC Bayern München auf und bin unter anderem ein wenig beleidigt.
Aber es überwiegt die Neugier auf die nächste zufällige Begegnung in der Paderborner Innenstadt. Oder sonst wo.
Social Media ist manchmal eben auch Ketchup statt Mayo.
Stefan F. (das ist sein richtiger Name)